Dienstag, 26. Februar 2008

Huaca de la Luna und Huaca del Sol...

Diese beiden Lehmziegelpyramiden sind noch um ca. 700 Jahre älter als Chan Chan und stammen von der Kultur der Moche. Bis jetzt ist nur der Huaca de la Luna (Huaca = Tempel) teilweise freigelegt und restauriert. Interessant bei diesem Tempel ist, dass es eigentlich 5 übereinander gebaute Tempelanlagen sind. Die Moche haben mit jeder Dynastie den alten Tempel völlig mit Lehmziegeln ausgelegt und einen neuen darüber errichtet. Vom 5. und vermutlich letzten Tempel ist aufgrund der Erosion praktisch nichts mehr erhalten, von den anderen sieht man noch erstaunlich viel, da sie ja nur eine Dynastie lang verwendet wurden und seit dem mit Ziegeln komplett zugeschlichtet waren. Die Wände der Tempel sind reichhaltig verziert und mit feinen bunten Mustern und Symbolen bemalt. Die Pyramidenform entstand dadurch, dass jeder neue Tempel etwas kleiner gebaut wurde als sein Vorgänger. Archeologen können heute nur Teile der unteren Tempel freilegen, da sonst ja die gesamte darüber gebaute Konstruktion zusammenstürzen würde. Die Tempel waren ja nie darauf ausgelegt ein Stockwerk tragen zu müssen.

Gleich neben dem Huaca de la Luna steht der noch größere Huaca del Sol. Diese Riesenpyramide ist der größte Lehmziegelbau der Erde – 140 Millionen Lehmziegel wurden hier übereinander geschlichtet. Heute erinnert dieser im Flachland stehende „Berg“ eher an einen großen Sandkuchen als einen Tempel. Was sich in seinem Inneren befindet weiß man bis heute nicht, da noch keine größeren Ausgrabungen vorgenommen worden sind. Die Archäologen sind noch mit dem Huaca de la Luna beschäftigt…Aus diesem Grund kann man auf den Huaca del Sol auch noch raufklettern und darauf herumspazieren. Erst wenn man den Gipfel erklommen hat wird einem die wahre Größe dieses Bauwerks bewusst. Es ist unvorstellbar wie man so viele Lehmziegel übereinanderschlichten kann. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glauben, es ist einfach ein Berg…

Leider haben wir von diesen Tempeln nur sehr wenige Fotos, weil unsere Speicherkarte nach dem Besuch der Huaca de la Luna den Geist aufgegeben hat und sich einfach nicht mehr auslesen lässt. Schade! Es wären viele wunderschöne Fotos dabei gewesen…


Nachdem wir mit diesen Tempeln, die (vorerst) letzten für uns interessanten Dinge in Peru gesehen haben, haben wir das Land fluchtartig verlassen. In einer Marathonbusfahrt gings nach Ecuador - insgesamt über 30 Stunden in Bussen, 4 mal Umsteigen inklusive Citytrekking zum nächsten Busunternehmen, regenbedingten Verspätungen (La Niña lässt wieder mal grüßen),…

Jetzt sind wir in Riobamba, oder wie manche es nennen Friobamba (frio = kalt). Da es mit unserer geplanten Fahrt am Dach eines Zuges über die spektakuläre Nariz del Diablo (Teufelsnase) aufgrund von Streckenschäden nichts wird, fahren wir morgen weiter ins tiefer gelegene (und hoffentlich wärmere) Baños. Dort warten auf uns Thermalbäder, Downhill-Mountainbiking in den Dschungel und geniale Landschaft…

Chan Chan...

Einst die größte Lehmziegelstadt der Welt mit über 100 000 Einwohnern, erinnert Chan Chan heute eher an eine überdimensionale Sandkiste. Trotz der starken Erosion sind aber bis heute noch viele Strukturen dieser 700Jahre alten Großstadt erhalten geblieben. Nur ein Bruchteil der Anlage ist bisher restauriert worden. Der Rest ist frei zugänglich und bröckelt langsam vor sich hin. Man hat das Gefühl, die Archäologen kommen mit dem Restaurieren nicht so schnell nach, wie die Lehmmauern wieder zerfallen.

Was aber erhalten und restauriert worden ist, ist echt beeindruckend. Wir besichtigten den Tempelkomplex von Tschudi.

Da Lehmziegel ein leicht zu bearbeitendes Baumaterial sind, sind auch die Reliefs und sonstigen Verzierungen der Tempelanlagen von besonderer Feinheit. Von allen Mauern lachen einem Fische, Vögel und Fabelwesen entgegen. Wahrlich beeindruckend ist aber die Mauer, die die gesamte Anlage umgibt. Eine mehrere Meter dicke, bis zu 10 Meter hohe Wand, die rein aus Lehmziegeln gebaut ist und eine Tempelanlage von mehreren Hektar umschließt.

Chan Chan liegt zwischen Trujillo und Huanchaco in der Wüste. Die Tempelanlage von Huaca Esmeralda hatte dieses Glück nicht. Die Stadt ist inzwischen schon rund um sie herum gewachsen. Nur eine Mauer trennt den Tempel von den umliegenden Wohnhäusern. Irgendwie lustig mitten in einem Wohngebiet auf einer uralten Lehmziegelpyramide herumzuklettern. So was ist auch nur in Peru möglich – in Machu Picchu darf man nicht mal auf massiven Granit steigen und hier zerbröselt ein antiker Lehmtempel unter den Sportschuhen und Stilettos der Touristenmassen.


Trujillo und Huanchaco...

Der Grund warum wir diese Großstadt in unsere Reiseroute mit aufgenommen haben, ist ihre Nähe zu unzähligen Ruinen. Die Stadt an sich hat aber auch ihre schönen Seiten. Im historischen Zentrum steht ein wunderschön renoviertes Kolonialgebäude neben dem anderen und auf der gepflegten Plaza tummeln sich Künstler, Prediger und allerlei interessante Leute.

Da wir aber dem Großstadtrummel aus dem Weg gehen wollten, fuhren wir ins nur wenige Kilometer entfernte Huanchaco. Dieses kleine Fischerdorf ist heute einer der beliebtesten Bade- und Surforte des Landes. Während die Touristen mit ihren Surfboards aufs Meer rauspaddeln, benutzen die heimischen Fischer die traditionellen „caballitos de totora“. Diese, nach jahrhundertealter Tradition gebauten kajakartigen Boote werden aus Totora-Schilf gebunden. Als Paddel werden am Ende aufgeschnittene Bambusrohre verwendet. Bis heute bringen die Fischer ihren Fang so ans Ufer – Ein Schauspiel, wenn sie alle nach getaner Arbeit zum Strand zurückpaddeln!

Von Huanchaco aus erkundeten wir in den nächsten Tagen, die umliegenden Ruinen.


Huaraz und die Ruinen von Chavín de Huantar...

Perus Outdoorparadies wird nicht ohne Grund so genannt. Die Lage zwischen der Cordillera Blanca und der Cordillera Negra macht Huaraz zum idealen Startpunkt für Bergsteiger, Trekker, Rafter und sonstige Outdoorfreaks. Da aber gerade Regenzeit ist und wir ohnehin keine warme Trekkingausrüstung mehr haben fielen derartige Aktivitäten für uns leider aus.

Stattdessen mussten wir uns mit den ca. 3200 Jahre alten Ruinen von Chavín de Huantar zufrieden geben.

Diese Tempelanlage wurde in der Zeit zwischen 1200 v.Chr. und 800 v. Chr. von einer der ältesten Hochkulturen des südamerikanischen Kontinents erbaut. Berühmt ist die Anlage für seine unterirdischen Tunnel, Kammern und Steinfiguren. Die architektonische Leistung dieser Kultur ist wirklich erstaunlich. Der Tempel ist komplett symmetrisch und antiseismisch aufgebaut und viele Elemente orientieren sich am astronomischen Kalender. So konnten die Menschen von Chavín genau sagen, wann Sonnenwende ist und wann sie ernten oder aussähen müssen.

Das Tal, in dem die Tempelanlage von Chavín de Huantar steht, war aber schon lange Zeit vorher besiedelt. Man fand Spuren von menschlichen Siedlungen die auf das Jahr 12 200 v.Chr. datiert wurden. Und diese Kulturen wussten schon damals was lecker ist: Seit 7000 v.Chr. wurden hier Cuy (Meerschweinchen) gezüchtet und gegessen.

Nachdem das Wetter aber der Jahreszeit entsprechend kühl und feucht war zogen wir schon nach wenigen Tagen weiter Richtung Trujillo – der Sonne entgegen.

Da die peruanischen campesinos (Bauern bzw. Landbevölkerung) wieder mal streikten und Straßen blockierten dauerte die Busfahrt aber etwas länger als normal. Statt 9 Stunden saßen wir 30! Stunden in einem klapprigen Bus ohne jeglichen Service…21 Stunden Verspätung! – Ein neuer Rekord!

Streiken ist ja, wie wir schon von Arequipa wissen, eine der Lieblingsbeschäftigungen der Peruaner. Die im ganzen Land errichteten Straßensperren werden dann meist mit Polizeigewalt geräumt, was nicht immer friedlich abläuft. Allein an unserem Reisetag gab es 4 Tote…


Die Oase Huacachina...

Auf unserem Weg nach Norden stolperten wir Dank des Tips einer spanischen Backpackerin über die Oase Huacachina in der Nähe von Ica. Bei dieser, von riesigen Sanddünen umgebenen Lagune fanden wir ein günstiges Hostal mit Pool und beschlossen einfach mal 2 Tage Urlaub vom Reisen zu machen. Aber da man nicht nur faul im Pool hängen kann erkundeten wir natürlich die Gegend und aus unserem „Urlaub“ wurde wieder nichts. Dafür war die Aussicht vom Gipfel der Riesendünen echt atemberaubend!

Nachdem wir unsere wasserdichte Kamera im Pool ertränkt hatten (schon die 2. „wasserdichte“ Kamera, die unter Wasser den Geist aufgegeben hat) ging es von der Wüste wieder in die Berge…


Nasca...

Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts war Nasca ein kleines Nest wie viele andere in der peruanischen Küstenregion. Dank der kommerziellen Luftfahrt wurde in den 30er Jahren aber zufällig eine der mystischsten Stätten Perus entdeckt. Piloten berichteten von Linien und Figuren, die sie im Wüstensand erkennen konnten. Der Wissenschaftler Paul Kosok war der Erste, der die Gegend genauer erkundete und so das Ausmaß dieser Wunderwerke im Sand erkannte. Heute ist Nasca nach Machu Picchu eines der Haupttouristenziele in Peru.

Die Nascalinien erstrecken sich über eine Fläche von 500km2 im Wüstensand und sind teilweise mehrere Kilometer lang. Es sind riesige Linien und Figuren, die in der Zeit zwischen 900 v.Chr. und 600 n.Chr. durch das Abtragen der oberen dunkleren Gesteinsschicht geschaffen wurden. Erkennen kann man sie nur aus der Luft, weshalb niemand genau weiß warum und wie diese gigantischen Zeichnungen kreiert worden sind. Die Spekulationen über die Funktion der Linien reichen von „walking lines“ eines Wasserkults über Bilder für die Götter bis hin zu astronomischen Kalenderlinien. Manche meinen sogar es seien Landebahnen von Außerirdischen…wenn man sich die Bilder so ansieht könnte an jeder dieser Theorien was Wahres dran sein. Bis heute zerbrechen sich jährlich hunderttausende Touristen den Kopf darüber.

Aufgrund unseres knappen Budgets wollten wir uns ursprünglich den Überflug sparen und stattdessen nur den Aussichtsturm besuchen, von dem aus man zwei der Figuren erkennen kann. Nachdem sich der hoch gelobte „mirador“ aber als wackeliges Miniblechtürmchen entpuppt hatte, von dem aus man die Figuren nur mit sehr viel Fantasie erahnen konnte, beschlossen wir doch etwas tiefer in die Taschen zu greifen. Dank Nebensaison und Verhandlungsgeschick kriegten wir einen Flug, der normal 60 US$ kostete um 30US$ und so schlichteten wir uns noch am gleichen Nachmittag zu viert (Pilot inklusive) in eine Blechdose der Markt Cessna. Allein dieser abenteuerliche Flug wäre die 30 Dollar schon wert gewesen. Man kommt sich vor wie in einem VW-Käfer mit Flügeln, der mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit von 90km/h jedes auf der Strecke liegende Luftloch mit Präzision ansteuert. Und da wir ja die Luxusvariante des Überflugs gebucht hatten zog der Pilot über jeder Figur noch 3 Schleifen – 2 rechts und eine links. Wahres Achterbahnfeeling in 80m Höhe!

Aus der Luft sind die Linien und Figuren echt faszinierend. Dass man so große Bilder in den Sand malen kann ist echt unvorstellbar, besonders, weil man ja vom Boden aus absolut nichts erkennen kann. Kein Wunder also, dass sie erst so spät entdeckt worden sind. Für die Figur der Echse ist es leider zu spät gewesen. Den armen Gecko hat schon vor der Entdeckung der Linien die Ruta Panamericana überrollt. Jeden Tag wird er aufs Neue von hunderten Autos und LKWs überfahren…

Dank eines Hospitalityclub-Kontakts konnten wir dann auch noch das Planetarium gratis besuchen. Hier erfuhren wir noch viel über die Linien und die deutsche Wissenschaftlerin Maria Reiche, die ihr Leben der Erforschung ebendieser gewidmet hat. Diese faszinierende Frau leistete auch mit 85 Jahren noch Feldarbeit und trug viel zur Erhaltung der Linien bei.


La Paz und der Karneval

Unsere Reise nach La Paz hatten wir so geplant, dass wir genau zu Karnevalsbeginn ankamen. Die Vorwehen dieses Festes hatten wir schon in Sucre und Cochabamba mitgekriegt, wo man nicht auf die Straße gehen konnte, ohne nass gespritzt zu werden. Deshalb machten wir uns auch in La Paz schon auf einiges gefasst…

In Bolivien wird der Karneval nicht so wie im benachbarten Brasilien mit Salsa und knappen Kostümen gefeiert, sondern eher traditionell naturreligiös. Statt den halbnackten Salsatänzerinnen sieht man in La Paz dicke Bolivianerinnen in traditioneller Tracht, die mit Luftschlangen, Knallfröschen, Cocablättern und viel hochprozentigem Alkohol ihre Marktstände und Geschäfte weihen. So wird mit viel Radau und anschließender Sauferei der Pachamama geopfert. Somit kann im kommenden Geschäftsjahr praktisch nichts mehr schief gehen.

Es ist echt schön bei so einer Zeremonie zuzusehen. Das Ritual hat, obwohl es sehr wichtig ist, nichts Hochheilig-andächtiges, sondern eher etwas Selbstverständlich-notwendiges. Im Gegensatz zu Segnungen der Kirche braucht man hier keinen Pfarrer, da Segnungen jeder machen kann… Nach den Opferungen setzen sich dann noch alle gemütlich auf ein paar Bier zusammen und feiern und opfern mit jedem Gläschen weiter (der erste Schluck wird immer für die Pachamama ausgegossen) … Eine echt gemütliche Arte religiöse Feste zu zelebrieren…

Die Jugend feiert auf etwas dynamischere Art. Früher war es Brauch zu Karneval ausgeblasene und mit Duftwasser gefüllte Eier der Angebeteten auf die Schulter zu klatschen. Da aber Duftwasser teuer und das Fassungsvermögen von Eiern eher gering ist wurde der Brauch „etwas“ abgeändert. Heute liefern sich die Jugendlichen regelrechte Schlachten mit Wasserbomben, gigantischen Spritzpistolen und neuerdings auch mit Schaumsprays.

Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir kauften uns Billigponchos und eine Dose Schaumspray und stürzten uns mit unserer wasserdichten Kamera mitten ins Getümmel. Für die Bolivianer war es echt ein Riesenspaß Touristen einzuschaumen. Aber auch wir haben sie nicht verschont…

Bolivianer halten ohne Probleme 4 Tage lange Wasserschlachten und Saufereien durch. Wir hatten schon nach einem Tag genug und versuchten die restlichen 3 Tage so wenig Wasser und Schaum wie möglich abzukriegen. Gar nicht so leicht, wenn von jedem Balkon kübelweise Wasser auf Passanten gekippt wird und organisierte Wasserschlachtenpickups die Strassen unsicher machen und alles was Beine hat mit Wasserbomben eindecken.

So verbrachten wir die meiste Zeit entweder im Zimmer oder auf einem der vielen Märkte von La Paz. Besonders erwähnenswert ist der „mercado de las brujas“ – der Hexenmarkt. Hier kriegt man alles was man für den täglichen Ritualgebrauch so benötigt: getrocknete Lamaföten (werden als Schutz bei neu gebauten Häusern unter der Eingangtür vergraben), San Pedro Kakteen (ein sehr starkes Halluzinogen, das bei manchen Ritualen verwendet wird), Affenschädel, Schlangen- und Raubkatzenhäute, eingelegte Kröten, Räucherwerk, Talismane, Cocablätter, Kerzen,… Aber auch alle möglichen Heilkräuter und Wunderheilmittel gibt es hier zu kaufen - vom Aphrodisiakum bis zum Mittel gegen Warzen findest du hier alles.

Auf diesem Markt einzukaufen ist für Bolivianer so normal wie zum Bäcker zu gehen, aber für uns ist es wie ein Besuch in einer anderen Welt…

Nachdem wir den Karneval ausgesessen hatten (es wäre keine gute Idee gewesen mit Rucksäcken die 2 km zum Terminal zu gehen) ging es endlich weiter Richtung Norden. Mit einem kurzen Zwischenstopp in Copacabana am Titicacasee ging es direkt nach Nasca/Peru.



Freitag, 1. Februar 2008

Cochabamba...

Da Cochabamba eine Großstadt ohne viele Sehenswürdigkeiten ist und das Wetter hier auch nicht besser war, gestalteten wir unseren Aufenthalt relativ kurz. Wir wanderten, wie in jeder Stadt das historische Zentrum ab und hielten uns dann die meiste Zeit auf den in Cochabamba riesigen Märkten auf.
Außerdem trafen wir uns mit Bastian, einem Deutschen, den wir auch über den Hospitality-Club kennen gelernt hatten. Mit ihm und seiner Freundin gingen wir edel Steakessen (und die können echt mit argentinischen Steaks mithalten!!!). Wir erfuhren viel über seine Projekte in Bolivien und tauschten die eine oder andere Reisegeschichte aus. Ein echt gemütlicher Abend!
Da das Wetter aber einfach nicht besser werden wollte beschlossen wir Richtung Peru weiterzureisen. Mit einem Zwischenstopp in La Paz, geht es dann endlich der Sonne entgegen. An der peruanischen Küste scheint nämlich schon seit Wochen ununterbrochen die Sonne und wir hocken im Sauwetter….
Gestern sind wir hier in La Paz angekommen und werden noch einige Tage in dieser faszinierenden Metropole mitten in den Hochanden bleiben. Danach soll es nach Nazca, zu den berühmten gleichnamigen Linien gehen…

Sucre...

Sucre teilt sich, obwohl es bei weitem nicht eine der größten Städte des Landes ist, mit La Paz den Titel der Hauptstadt. In La Paz befindet sich die Exekutive und Regierung während Sucre die Judikative besitzt.
Die Stadt wird auch „Ciudad Blanca“ – „Die weiße Stadt“ genannt, da praktisch alle Häuser weiß sind. Die Stadt setzt auch alles daran, dass sie so bleiben. Jeder Bewohner ist dazu verpflichtet einmal jährlich zu einem bestimmten Datum sein Haus weiß zu streichen.
Hier in Sucre trafen wir auch unseren ersten Hospitality-Club-Kontakt. Wolfgang ist Deutscher, der aber schon viele Jahre in Bolivien lebt und arbeitet. Bei ihm waren wir jedem Abend zum Kaffee eingeladen und lernten bei unseren stundenlangen Gesprächen so manches über bolivianische Geschichte, Politik und Gebräuche. Ihm verdanken wir auch ein paar neue bolivianische Lieblingsgerichte. Seit dem gibt’s fast jeden Tag „Api“ und „Pasteles“ zum Frühstück!
Das Wetter hatte sich im Vergleich zu Santa Cruz nicht wesentlich gebessert und so versuchten wir jedes Regenloch für Sightseeing und Stadtrundgänge zu nutzen. Und auch die Weiterreise war nicht gewiss, da sich die Situation in ganz Bolivien zugespitzt hatte. Es gibt bis jetzt unzählige Tote und Vermisste, viele Dörfer sind überflutet oder weggeschwemmt, Brücken sind weggerissen und viele Straßen sind aufgrund von Hangrutschen oder ähnlichem unbefahrbar. In La Paz ist sogar ein Teil der Trinkwasserversorgung für Tage zusammengebrochen.
So nutzten wir die „Zwangspause“ für schon lange ausständige Arztbesuche. Dank Wolfgang fanden wir auch einen guten Zahnarzt, der noch einen Termin für uns einschieben konnte. So kriegte Marita statt der erwarteten einen Füllung gleich vier und Kevin, der eigentlich nur zur Kontrolle da war ging mit einem Weisheitszahn in der Tasche heim.
Der zweite Arztbesuch war bei einer Dermatologin, da Kevin seit Uruguay einen seltsamen Abszess am Bauch hatte, der nicht abheilen wollte. Die Ärztin meinte es sei ein Abszess, der aufgeschnitten werden müsste. Sie und auch wir staunten nicht schlecht, als uns aus der Wunde statt dem erwarteten Eiter eine ca. 1cm große Larve entgegenlachte. Dermatobia hominis – die Larve der Dasselfliege. Diese Fliege legt ihre Eier auf anderen Insekten, oftmals Moskitos, ab. Diese Schlüpfen auf ihrem Zwischenwirt und lassen sich, wenn dieser ein Tier oder einen Menschen sticht, auf die Haut des Opfers fallen. Durch die Einstichstelle kriecht die winzigkleine Larve in die Haut und nistet sich dort ein. Sie wird bis zu 3cm groß (Kevins Exemplar war also noch ein Teenie) und verlässt, wenn sie ausgewachsen ist ihren Wirt um sich zu verpuppen und zur Fliege zu werden…Kevins Haustierchen schaffte es nicht so weit und wir haben jetzt ein neues, in Formalin eingelegtes Reisemaskottchen.
Nach einem Tag Ruhepause von der Zahn- und Larvenextraktion ging es wieder weiter – nach Cochabamba.

Die Fahrt von Santa Cruz nach Sucre...

Wir fuhren also zum Busterminal, kauften uns unsere Tickets und setzten uns entspannt in den Bus. In bolivianischen Bussen wird, solange sie noch im Terminal stehen so ziemlich alles verkauft und so genehmigten wir uns was zu Essen und eine Zeitung. Erst hier lasen wir was die andauernden Regenfälle in Bolivien angerichtet hatten. Unzählige Straßen (unter anderem in dem Gebiet um Santa Cruz) waren unbefahrbar und es war sogar schon nationaler Katastrophenalarm ausgerufen worden.
Wir hofften also für unsere Strecke das Beste…Bis 3 Uhr morgens ging auch alles relativ glatt, aber bei einer Furt (in Bolivien gibt es kaum Brücken) war dann endgültig Schluss. Der Regen hatte den kleinen Bach in einen reißenden Fluss verwandelt, sodass an eine Überquerung nicht zu denken war. Das einzige was wir machen konnten war darauf zu warten, dass das Wasser weniger werden würde. Und wir waren nicht die einzigen, die warteten...Neben unserem Bus standen noch ca. 8 andere Busse und einige LKWs in der Schlange.
Nach 11 Stunden ohne Futter und Wasser kam endlich Leben in die wartende Schlange. Ein Baufahrzeug und ein LKW riskierten die Durchquerung des Flusses und schafften es auch mit Müh und Not – Für Busse war es aber immer noch unmöglich. Erst als irgendjemand ein Baufahrzeug organisiert hatte, das die Furt von großen Steinen und Unebenheiten befreite konnten es auch die Busse wagen. Zum Glück saßen wir nicht im ersten Bus!
Mit viel Anlauf und etwas Glück schafften es aber alle heil ans andere Ufer und die Fahrt nach Sucre konnte weitergehen.
Nach 26! Stunden (statt normalerweise 12) kamen wir endlich in der weißen Stadt Sucre an.

Santa Cruz de la Sierra...

Bei unserem ersten Bolivien-Besuch vor gut einem halben Jahr schauten wir uns hauptsächlich das Altiplano an (Andenhochebene, die sich von Südbolivien bis Peru erstreckt). Dieses Gebiet ist aufgrund der enormen Höhe (der Großteil über 4000m) sehr karg und lebensunfreundlich. Es gibt praktisch keine Industrie und das einzige das wächst sind Kartoffeln und Quinoa. Aus diesem Grund ist dieser Teil Boliviens auch extrem arm und (nach Meinung der UNO) „unterentwickelt“.
Bei unserem jetzigen Besuch wollen wir uns eher das reichere Tiefland ansehen. Aufgrund des großteils tropischen Klimas wächst hier fast alles und zudem befindet sich hier auch das enorme Ölvorkommen des Landes.
Santa Cruz ist mit 1,3 Mio. Einwohnern Boliviens größte Stadt und neben Cochabamba eine der Reichsten. Im Zentrum findet man unzählige Boutiquen und edle Restaurants. Je weiter man sich aber vom historischen Zentrum entfernt desto mehr wird aber auch deutlich, dass das Geld in Bolivien nur in den Händen weniger ist…
Im Moment ist in Bolivien Regenzeit, was normalerweise heißt, dass es jeden Tag ein bis zwei Stunden regnet und sonst die Sonne scheint. Dieses Jahr ist das aber dank „La Niña“ anders und es schüttet in Strömen.
Aus diesem Grund hielten wir unseren Aufenthalt in dieser Großstadt kurz und hofften auf besseres Wetter in Sucre.

Asunción...

Südamerika ist relaxt, Uruguay ist sehr relaxt und in Paraguay kriegst du fast die Schlafkrankheit – Da tut sich rein gar nix!
Das soll jetzt nicht heißen, dass Paraguay kein schönes Land ist, ganz im Gegenzteil, aber es ist einfach nichts los. In den Sommermonaten verschlimmert sich die Situation noch, weil eine glühende Hitze über dem ganzen Land liegt. Besonders Asunción sollte man um diese Jahreszeit meiden. 40 Grad im Schatten bei einer Luftfeuchtigkeit, die dir die Schuhe auszieht! Deshalb gestalteten wir auch unseren Paraguayaufenthalt relativ kurz.
Neben dem üblichen Sightseeing konnten wir hier auch extrem viel deutsche Kultur bewundern. Unter dem Diktator Strössner (1954-1989) wanderten sehr viele Deutsche nach Paraguay aus (unter anderem wurde vielen Nazis Asyl gewährt). Der Chaco, ein großes, reltiv trostloses Steppengebiet wird fast ausschließlich von deutschen Mennoniten bewohnt. Hier wird auch heute noch (Platt)deutsch gesprochen. Auch in Asunción findet man überall deutsche Bäckereien, Fleischereien, Hotels…sogar zwei deutschsprachige Zeitungen gibt es in Paraguay. Dieser Auswanderungstrend setzt sich auch heute noch fort – Es gibt im Internet eine Unzahl an Comunities, Foren und sonstigen Seiten von Auswanderern für Auswanderer – alles in Deutsch versteht sich.
Eigentlich sollte man sich so richtig DEUTSCHE Kultur in Südamerika ja anschauen, aber da wir uns wahrscheinlich mit den oberreligiösen und konservativen Mennoniten nicht all zu gut verstanden hätten, ließen wir den Zwischenstopp im Chaco aus und reisten gleich direkt nach Santa Cruz/Bolivien. Mit dem Bus ging es über die Ruta Trans-Chaco, die Hauptroute, die Paraguay und Bolivien miteinander verbindet. Man soll sich da aber keine falschen Vorstellungen machen. Die Trans-Chaco wird nicht zu Unrecht als eine der miesesten Straßen Südamerikas bezeichnet – bei Sonnenschein brauchst du eine Staubmaske und bei Regen am besten Gummistiefel und eine Schaufel…
Dank unserem Rallye -Busfahrer kamen wir aber trotzdem in Rekordzeit gut durchgeschüttelt in Santa Cruz an.

Hurra, hurra die Post ist da! Endlich gehts weiter...

Nach ein paar weiteren Tagen des Wartens in Montevideo wollten wir schon fast wieder an den Strand abhauen…Zum Glück schauten wir vorher noch mal bei der Post vorbei, wo ein Umschlag für Kevin auf uns wartete. Wir erfuhren auch (Internetverfolgung sei Dank), dass Maritas Karte am Vortag in Montevideo angekommen war und aus unerfindlichem Grund gleich wieder zurück nach Österreich gegangen ist.
Aber da wir ja jetzt zumindest eine Bankomatkarte und die Kreditkarte haben und Maritas nicht verschollen, sondern auf dem Weg zurück nach hause ist, konnten wir weiter.
Gleich am nächsten Tag ging es also per Bus raus aus der Stadt und dann per Daumen Richtung argentinischer Grenze. Aber schon von unserer zweiten Mitfahrgelegenheit erfuhren wir, dass die Grenzen zu Argentinien am Landweg alle dicht sind. Grund sind die schon seit langem andauernden Streitigkeiten der zwei Länder wegen der uruguayischen Papierfabrik am Grenzfluss. Deshalb machen die Argentinier immer wieder die Grenzen dicht und der einzige Weg das Land in Richtung Argentinien zu verlassen ist per Fähre nach Buenos Aires.
Also änderte sich spontan unsere geplante Route und wir stoppten nach Colonia del Sacramento. Aber da Wochenende war und alle Porteños (Bewohner von Buenos Aires und Umgebung) wieder nachhause wollten waren die günstigen Fähren natürlich alle voll. Für uns hieß das also eine Nacht im Straßengraben und am nächsten Morgen weiter nach Carmelo, wo auch noch Fähren fahren.
Mit viel Glück ergatterten wir 5 Minuten vor Abfahrt noch zwei Restplätze und konnten endlich aus Uruguay ausreisen…
In Buenos Aires hatten wir schon eine halbe Stunde nach Ankunft am Terminal einen Anschlussbus nach Asunción/Paraguay.