Nach einem langen Marsch aus Puerto Montt hinaus (Großstädte sind echt besch… zum stoppen) kamen wir relativ zügig (in Chile geht das stoppen viel langsamer, da es mehr Abzweigungen und Ortschaften gibt) nach Osorno. Das letzte Stück kamen wir mit einem Bäcker mit, der uns anbot noch auf einen Kaffee bei ihm in der Bäckerei vorbeizuschauen bevor wir weiterstoppen. Ehe wir uns versahen saßen wir in irgendeinem Außenbezirk von Osorno in seinem Wohnzimmer auf der Couch mit der Fernbedienung in der Hand, während er für uns Frühstück kochte… Es gab Kaffee, frisches Brot, Butter, Spiegelei…Er erzählte uns, dass er früher auch viel per Autostopp gereist ist und deshalb weiß wie viel Freude so ein „kleines“ Frühstück machen kann. Außerdem weiß man ja nie – vielleicht können wir ihm eines Tages einen Gefallen tun… Gutes Karma schadet nie!
Frisch gestärkt setzten wir unseren Weg Richtung Nationalpark fort.
Mit einer endlos erscheinenden Glückssträhne schafften wir es, obwohl wir erst spät aus Osorno wegkamen noch bis zum Parkeingang in Aguas Calientes („Heiße Wasser“) wo wir unser Zelt auf einem für den Winter geschlossenen Campingplatz aufschlugen. Am nächsten Morgen wussten wir warum der Campingplatz nicht mehr in Betrieb ist, als wir mitten im Eis aufwachten. Wenn es mal zu schneien beginnt, wenn man den Reißverschluss des Zeltes öffnet, weiß man, dass einen der Winter eingeholt hat.
Da der eigentlich geplante Trek, zu heißen Quellen, einem Vulkangipfel und einem Geysirfeld witterungsbedingt nicht mehr möglich war machten wir einen kürzeren Abstecher in den Park (nachdem wir schon mal da waren). Nachdem wir uns schon am Vorabend bei den Parkrangern abgemeldet hatten konnten wir gleich in der Früh, nachdem das Zelt enteist war und der Rucksack mit klammen Fingern gepackt war, starten.
Der Trail führte durch dichten Regenwald, von dem wir ja schon auf der Carretera Austral genug gesehen hatten, zu einer Lagune, die nett, aber keine Sehenswürdigkeit für sich war. Bis hierhin wäre die erste Tagesetappe gewesen, aber da wir schon zu Mittag dort angekommen waren machten wir hier nur einen Kochstopp und beschlossen die Nacht auf der anderen Seite des Vulkans am Fuße eines Skiresorts zu verbringen. Je näher wir zu der Baumgrenze kamen desto mehr spürten wir die bereits gemachten Höhenmeter, desto schöner und abwechslungsreicher wurde aber auch die Landschaft.
Als wir den Rand des Kraters erreicht hatten beschlossen wir, obwohl wir eigentlich schon am Ende unserer Kräfte waren doch noch den höchsten Punkt des Gipfels zu erklimmen, da wir uns einen Überblick über das Gelände verschaffen wollten. Es gibt nämlich von diesem Nationalpark keine Karten, jedenfalls nicht bei den Touristinfos oder den Parkrangern. Somit hatten wir nur ein Foto von einem kleinen 3D-Modell des Gebiets, das wir als Anhalt verwenden konnten. Dadurch erfuhren wir auch erst im Nachhinein, dass wir an einem Tag ca. 1500 Höhenmeter und 18 km durch unwegsames Gelände zurückgelegt hatten.
Je näher wir dem Gipfel kamen desto feiner wurde der Vulkanschotter bzw. desto tiefer wurde der Schnee - es blieb sich also gleich über welchen Untergrund man sich plagte (Wie Hans Söllner schon sagte: „Do gemma oan Schriat hintri, owa viari gemma zwoa“) Und so schafften wir es rauf und irgendwie auch wieder runter, wobei zweiteres nachdem wir Eis und Schnee hinter uns gelassen hatten, im weichen Vulkanschotter echt Spaß machte. So sehr wir uns mit den 20kg-Packeln den Berg hinaufgeplagt hatten so sehr half uns Newton dann beim Abstieg in großen Schritten.
Kurz vor dem Einbruch der Nacht schafften wir es zum Glück noch bis zur Baumgrenze. Dort schlugen wir dann unser Zelt auf und machten noch ein kleines Feuer um unsere völlig durchgeschwitzten Sachen, die wir zum Schlafen ja wieder anziehen mussten, zu trocknen. Da wir von der letzten Nacht schon vorgewarnt waren und diesmal doch noch ein schönes Stück höher campten, zogen wir alles was wir hatten an und verkrochen uns in unsere Sommerschlafsäckchen…So eine Schlafmontur sieht dann in etwa so aus: Unterhose, Fleecehose, Sommerhose, Trekkinghose, 2 Paar Socken (bei Kevin nur eineinhalb und eine um den Fuß gewickelte Badehose, weil es einem Socken beim Feuer zu heiß geworden ist…), T-Shirt, langes Leiberl, noch ein T-Shirt, Fleecejacke, Windstopperjacke, Goretex-Jacke, Haube, Handschuhe, Fleeceinlet, Schlafsack. Es grenzt schon an eine Wissenschaft sich da hineinzuschälen und es dann noch zu schaffen beide Schlafsäcke so zu verschnüren, dass nur noch die Nase herausschaut…Und wir haben trotzdem die ganze Nacht gefroren und gebibbert. Geschlafen haben wir nicht viel, aber erfroren sind wir auch nicht…Jetzt wissen wir mit Sicherheit, dass uns der Winter eingeholt hat…
Am nächsten morgen schälten wir uns aus den Schlafsäcken, machten Feuer und tauten unsere über Nacht steif gefrorenen Bergstiefel wieder so weit auf, dass wir wieder hineinpassten und den Rückweg nach Aguas Calientes antreten konnten.
Das Stopperglück war uns wieder einmal hold und wir schafften es an diesem Tag nicht nur nach Aguas Calientes, sondern auch noch bis Osorno. Dort verbrachten wir eine Nacht in einem Drecksloch von Unterkunft, die aus Pressspanplatten und Kastenrückwänden windschief zusammengezimmert war. Hier kamen wir auch in den Genuss einer Suizid-Dusche (elektrische Apparatur am Brauskopf, die das Wasser mehr oder weniger erwärmt), bei der sich die Temperatur änderte, je nachdem wie viel Bass das Lied im benachbarten Lokal hatte – diese Dusche hatte Rhythmus!
Inzwischen haben wir es bis Pucón geschafft, aber das kommt dann im nächsten Eintrag…für heute reichts!!!!!!!!!! (Wir sitzen immerhin schon seit ca. 9 Stunden – und es kommen morgen noch einige im Internetcafe dazu)
Mittwoch, 2. Mai 2007
Thermen "El Amarillo" und Chaíten....
Das erste Mal in den 4 ½ Monaten, die wir unterwegs sind wieder mal eine Badewanne – und dann gleich eine so große!
Die Thermen „El Amarillo“ sind natürliche heiße Quellen, die mitten im Wald am Fuße eines Vulkans aus der Erde sprudeln. Dieses leicht schwefelige Wasser wird in rustikalen Betonbecken gesammelt. Man badet also mitten im nebelverhangenen, dauerfeuchten, kalten Regenwald bei leichtem Nieselregen und einer Wassertemperatur, die eigentlich schon ein bisschen zu heiß ist. Alles dampft und raucht. Nach wenigen Minuten im Wasser schwitzt man, aber es ist ja nicht weit zum eiskalten Fluss, der wenige Meter neben den Becken dahinplätschert…
Da wir ein Talent darin haben unser Zelt an Plätzen aufzustellen, die sich über Nacht in kleine Seen verwandeln (obwohl landschaftlich nichts darauf hinweist, keine offensichtlichen Mulden oder Gefälle sind) waren unsere Tragesysteme waschelnass! An weiterreisen war nicht zu denken, also legten wir noch einen Trockentag im überdachten „refugio“ am Feuer ein.
Danach ging es weiter Richtung Chaíten. Die ersten 10km legten wir zur Abwechslung wieder einmal zu Fuß zurück bis wir dann eine „besondere“ Mitfahrgelegenheit bekamen. In dem Pickup, der uns mitnahm saß ein ca. 65jähriger in khaki gekleideter Mann mit gepflegtem Zweifinger-Schnauzer. Nachdem er seine Kappe mit aufgestickter Deutschlandfahne abgenommen hatte und wir seinen, wie mit dem Lineal gezogener Seitenscheitel, bewundern konnten, stellte er uns in perfektem Führerspanisch die Frage: „De dónnde sonn? – De ALLLLemaNNNia?“
Mit „Österreich“ war er dann auch zufrieden….
In Chaíten mussten wir einen Tag auf die Fähre Richtung Puerto Montt warten. Das ist leider die einzige Möglichkeit zu dieser Jahreszeit nach Norden zu kommen, da der kleinere Fährverkehr entlang der Carretera Austral eingestellt ist. Wir quartierten uns in der Hospedaje „Casa de Rita“ ein und genossen einen Tag am Feuer mit Mate, Wein und WÄÄÄÄÄRME!!!
Nach einer 13stündigen Übernachtfahrt nach Puerto Montt hielten wir uns nicht lange in der Stadt auf, sondern besorgten uns nur Futter und weitere Reiseinformationen (welche nur sehr spärlich ausfielen).
Die Thermen „El Amarillo“ sind natürliche heiße Quellen, die mitten im Wald am Fuße eines Vulkans aus der Erde sprudeln. Dieses leicht schwefelige Wasser wird in rustikalen Betonbecken gesammelt. Man badet also mitten im nebelverhangenen, dauerfeuchten, kalten Regenwald bei leichtem Nieselregen und einer Wassertemperatur, die eigentlich schon ein bisschen zu heiß ist. Alles dampft und raucht. Nach wenigen Minuten im Wasser schwitzt man, aber es ist ja nicht weit zum eiskalten Fluss, der wenige Meter neben den Becken dahinplätschert…
Da wir ein Talent darin haben unser Zelt an Plätzen aufzustellen, die sich über Nacht in kleine Seen verwandeln (obwohl landschaftlich nichts darauf hinweist, keine offensichtlichen Mulden oder Gefälle sind) waren unsere Tragesysteme waschelnass! An weiterreisen war nicht zu denken, also legten wir noch einen Trockentag im überdachten „refugio“ am Feuer ein.
Danach ging es weiter Richtung Chaíten. Die ersten 10km legten wir zur Abwechslung wieder einmal zu Fuß zurück bis wir dann eine „besondere“ Mitfahrgelegenheit bekamen. In dem Pickup, der uns mitnahm saß ein ca. 65jähriger in khaki gekleideter Mann mit gepflegtem Zweifinger-Schnauzer. Nachdem er seine Kappe mit aufgestickter Deutschlandfahne abgenommen hatte und wir seinen, wie mit dem Lineal gezogener Seitenscheitel, bewundern konnten, stellte er uns in perfektem Führerspanisch die Frage: „De dónnde sonn? – De ALLLLemaNNNia?“
Mit „Österreich“ war er dann auch zufrieden….
In Chaíten mussten wir einen Tag auf die Fähre Richtung Puerto Montt warten. Das ist leider die einzige Möglichkeit zu dieser Jahreszeit nach Norden zu kommen, da der kleinere Fährverkehr entlang der Carretera Austral eingestellt ist. Wir quartierten uns in der Hospedaje „Casa de Rita“ ein und genossen einen Tag am Feuer mit Mate, Wein und WÄÄÄÄÄRME!!!
Nach einer 13stündigen Übernachtfahrt nach Puerto Montt hielten wir uns nicht lange in der Stadt auf, sondern besorgten uns nur Futter und weitere Reiseinformationen (welche nur sehr spärlich ausfielen).
Hitchhikers´ life along the Carretera Austral...
Von Los Antiguos ging es zu Fuß über die Grenze. Wieder einmal hatten wir den Mörderverkehr. Erst nach 7km Marsch wurden wir vom 3. Auto das vorbeifuhr mitgenommen (die ersten zwei hatten leider keinen Platz). Wir kamen bis Chile Chico und erwischten dort gleich die Fähre über den Lago Gral. Carrera nach Puerto Ibañez. Dort angekommen war es bereits finster und wir wollten eigentlich nur einen Schlafplatz suchen als ein Wagen anhielt und uns fragte ob wir denn nach Coyhaique (unser nächstes Zwischenziel) wollten. Es ist nun schon das dritte mal, dass jemand anhält und uns mitnimmt, ohne, dass wir den Daumen gestreckt hätten…
In Chile Chico, als wir auf die Fähre warteten wollten uns die Keiler einiger Reiseunternehmen gleich ein Busticket nach Coyhaique fürs teure Geld verkaufen und hatten uns, als wir ablehnten mit einem mitleidig-gespielten Schulterzucken „viel Glück“ gewünscht, da es zu dieser Jahreszeit auf der Carretera Austral so gut wie keinen Verkehr gibt. - Wir haben alle Tourbusse überholt und waren vor ihnen in Coyhaique, ohne einen peso zu bezahlen. Hehe!!!
In Coyhaique blieben wir einen Tag um uns die Stadt anzuschauen und teilweise dringend nötige Einkäufe (wie zum Beispiel Ducktape!) zu erledigen und traten dann unseren Weg gen Norden an. Als uns nach halbstündigen Nieselregen, Tendenz feuchter werdend noch immer keiner mitgenommen hatte, legten wir kurzerhand eine Kaffeepause mit Keksen unter einer Brücke ein. Das sind so die angenehmen Seiten des Tramperlebens.
Am gleichen Tag lernten wir auch noch eine andere kennen. Nach mehren kurzen lifts nahm uns ein Kleintransporter auf seiner Ladefläche mit. Da die Strecke nur ca. 120km betrug glaubten wir noch bei Tageslicht in Puerto Puyuhuapi anzukommen. Wir freuten uns sogar, dass wir unsere erhoffte Tagesetappe schaffen würden. Wir wussten allerdings nicht, dass die berühmte Carretera Austral, die einzige Süd-Nord-Verbindung, die es in diesem Teil von Chile gibt und die auch nach Coyhaique noch eine gut ausgebaute zweispurige Asphaltstrasse war, auf diesem Abschnitt zu einer einspurigen Schotterpiste, vergleichbar mit einer schlechten österreichischen Fortstrasse, wurde.
Es war holprig, es war nass (von oben wie von unten), es war saukalt und nach einiger Zeit zu zweit auf einem Autoreifen alles andere als angenehm. Dann wurde es finsterer, nässer und kälter (knapp über dem Gefrierpunkt) und der Laster quälte sich im Schneckentempo die Serpentinen zu einem Pass hinauf. Bei einer Wahnsinnsdurchschnittsgeschwindigkeit von 20km/h (und da waren auch kurzfristige Etappen bei 80km/h dabei) holperten wir durch die Dunkelheit. Wir wussten nicht mehr wie wir uns schlichten sollten, ohne noch nässer zu werden oder das Gefühl in den Beinen vollständig zu verlieren.
Nach über 4! Stunden Fahrt kamen wir in Puyuhuapi an. Und das erste Schild, das wir sahen war „camping“, das zweite war „hospedaje“. Für jeden normalen Menschen, der nach so einem Höllenritt, pitschnass und durchgefroren mitten in der Nacht von der Ladefläche klettert ist die Entscheidung welche Unterkunft er wählen sollte klar…. Für uns auch: Camping! Als wir uns dann auch noch am Ofen des Campingplatzbesitzers wärmen durften waren wir glücklich und zufrieden.
Das von deutschen Auswanderern bereits 1940! gegründete Puerto Puyuhuapi war in unserer Reiseplanung eigentlich nicht als Zwischenstopp eingeplant, aber mit seiner abgelegenen Lage an einem einsamen Fjord und seinem verschlafenen Flair faszinierte uns dieses kleine Fischerdorf und wir erkundeten es einen Tag lang bei konstantem Nieselregen – einer echten Schönwetterphase für diese Gegend! Es hat hier durchschnittlich 4500mm Niederschlag pro Jahr! So wie immer – tolles Campingwetter…Und wir waren wieder mal nicht die einzigen Hardcore-Camper und –Tramper. Hier am A… der Welt, schon lange aus der Saison, weit ab vom Mainstreamtourismus gesellt sich plötzlich ein alter Bekannter zu uns: Der Amerikaner Kevin, dem wir schon in Ushuaia über den Weg gelaufen sind. Er ist auch seit kurzem via Daumen unterwegs und beschloss kurzerhand wie wir zu den Thermen „El Amarillo“ zu stoppen. So einen Weggefährten zu treffen ist wirklich nett, auch wenn die Chancen auf einen lift sich drastisch verringern. Auf diesem Teil der Carretera Austral fährt durchschnittlich jede Stunde mal ein Auto und die sind meistens schon voll besetzt. Aber wir sind ja gut zu Fuß und so sind wir, in kurzem Abstand voneinander einfach mal Richtung Norden losmarschiert.
Nach zwei Stunden Marsch durch den kalten Regenwald kam das erste Auto….in die Gegenrichtung. Kevin ging zur Seite, rutschte aus und fiel (mit ca. 20kg am Rücken) mit der Kniescheibe genau auf einen spitzen Stein. Und da waren wir nun – mitten in der Wildnis, weit weg von jeglicher Zivilisation und wussten nicht, ob die Kniescheibe noch ganz war oder nicht. Nach erster Verarztung und Kniescheibencheck wurde ein Stock gesucht, ein Motivationslolly gelutscht und es ging (langsam aber doch) weiter, noch tiefer in den Wald… Nur die harten kommen durch, oder?
Aber wenn man viel Geduld hat kommen doch immer wieder Autos und in kleinen Etappen kamen wir von Ortschaft zu Ortschaft. Den letzten lift bis kurz vor die Thermen sogar mit unserem amerikanischen Kollegen gemeinsam. Und so marschierten wir zu dritt die letzten 5 km bergauf zu den Thermen und fanden uns kurz darauf schwitzend und dampfend im über 40°C heißen Thermalwasser wieder…
In Chile Chico, als wir auf die Fähre warteten wollten uns die Keiler einiger Reiseunternehmen gleich ein Busticket nach Coyhaique fürs teure Geld verkaufen und hatten uns, als wir ablehnten mit einem mitleidig-gespielten Schulterzucken „viel Glück“ gewünscht, da es zu dieser Jahreszeit auf der Carretera Austral so gut wie keinen Verkehr gibt. - Wir haben alle Tourbusse überholt und waren vor ihnen in Coyhaique, ohne einen peso zu bezahlen. Hehe!!!
In Coyhaique blieben wir einen Tag um uns die Stadt anzuschauen und teilweise dringend nötige Einkäufe (wie zum Beispiel Ducktape!) zu erledigen und traten dann unseren Weg gen Norden an. Als uns nach halbstündigen Nieselregen, Tendenz feuchter werdend noch immer keiner mitgenommen hatte, legten wir kurzerhand eine Kaffeepause mit Keksen unter einer Brücke ein. Das sind so die angenehmen Seiten des Tramperlebens.
Am gleichen Tag lernten wir auch noch eine andere kennen. Nach mehren kurzen lifts nahm uns ein Kleintransporter auf seiner Ladefläche mit. Da die Strecke nur ca. 120km betrug glaubten wir noch bei Tageslicht in Puerto Puyuhuapi anzukommen. Wir freuten uns sogar, dass wir unsere erhoffte Tagesetappe schaffen würden. Wir wussten allerdings nicht, dass die berühmte Carretera Austral, die einzige Süd-Nord-Verbindung, die es in diesem Teil von Chile gibt und die auch nach Coyhaique noch eine gut ausgebaute zweispurige Asphaltstrasse war, auf diesem Abschnitt zu einer einspurigen Schotterpiste, vergleichbar mit einer schlechten österreichischen Fortstrasse, wurde.
Es war holprig, es war nass (von oben wie von unten), es war saukalt und nach einiger Zeit zu zweit auf einem Autoreifen alles andere als angenehm. Dann wurde es finsterer, nässer und kälter (knapp über dem Gefrierpunkt) und der Laster quälte sich im Schneckentempo die Serpentinen zu einem Pass hinauf. Bei einer Wahnsinnsdurchschnittsgeschwindigkeit von 20km/h (und da waren auch kurzfristige Etappen bei 80km/h dabei) holperten wir durch die Dunkelheit. Wir wussten nicht mehr wie wir uns schlichten sollten, ohne noch nässer zu werden oder das Gefühl in den Beinen vollständig zu verlieren.
Nach über 4! Stunden Fahrt kamen wir in Puyuhuapi an. Und das erste Schild, das wir sahen war „camping“, das zweite war „hospedaje“. Für jeden normalen Menschen, der nach so einem Höllenritt, pitschnass und durchgefroren mitten in der Nacht von der Ladefläche klettert ist die Entscheidung welche Unterkunft er wählen sollte klar…. Für uns auch: Camping! Als wir uns dann auch noch am Ofen des Campingplatzbesitzers wärmen durften waren wir glücklich und zufrieden.
Das von deutschen Auswanderern bereits 1940! gegründete Puerto Puyuhuapi war in unserer Reiseplanung eigentlich nicht als Zwischenstopp eingeplant, aber mit seiner abgelegenen Lage an einem einsamen Fjord und seinem verschlafenen Flair faszinierte uns dieses kleine Fischerdorf und wir erkundeten es einen Tag lang bei konstantem Nieselregen – einer echten Schönwetterphase für diese Gegend! Es hat hier durchschnittlich 4500mm Niederschlag pro Jahr! So wie immer – tolles Campingwetter…Und wir waren wieder mal nicht die einzigen Hardcore-Camper und –Tramper. Hier am A… der Welt, schon lange aus der Saison, weit ab vom Mainstreamtourismus gesellt sich plötzlich ein alter Bekannter zu uns: Der Amerikaner Kevin, dem wir schon in Ushuaia über den Weg gelaufen sind. Er ist auch seit kurzem via Daumen unterwegs und beschloss kurzerhand wie wir zu den Thermen „El Amarillo“ zu stoppen. So einen Weggefährten zu treffen ist wirklich nett, auch wenn die Chancen auf einen lift sich drastisch verringern. Auf diesem Teil der Carretera Austral fährt durchschnittlich jede Stunde mal ein Auto und die sind meistens schon voll besetzt. Aber wir sind ja gut zu Fuß und so sind wir, in kurzem Abstand voneinander einfach mal Richtung Norden losmarschiert.
Nach zwei Stunden Marsch durch den kalten Regenwald kam das erste Auto….in die Gegenrichtung. Kevin ging zur Seite, rutschte aus und fiel (mit ca. 20kg am Rücken) mit der Kniescheibe genau auf einen spitzen Stein. Und da waren wir nun – mitten in der Wildnis, weit weg von jeglicher Zivilisation und wussten nicht, ob die Kniescheibe noch ganz war oder nicht. Nach erster Verarztung und Kniescheibencheck wurde ein Stock gesucht, ein Motivationslolly gelutscht und es ging (langsam aber doch) weiter, noch tiefer in den Wald… Nur die harten kommen durch, oder?
Aber wenn man viel Geduld hat kommen doch immer wieder Autos und in kleinen Etappen kamen wir von Ortschaft zu Ortschaft. Den letzten lift bis kurz vor die Thermen sogar mit unserem amerikanischen Kollegen gemeinsam. Und so marschierten wir zu dritt die letzten 5 km bergauf zu den Thermen und fanden uns kurz darauf schwitzend und dampfend im über 40°C heißen Thermalwasser wieder…
Los Antiguos...
Eigentlich war in Los Antiguos nur ein Tag geplant….bis Kevin bei einem Spaziergang einen Blick von der Brücke in den Fluss warf und die Riesenforellen erblickte, die ein paar Burschen mit einer auf einen Stock montierten Drahtschlinge ans Ufer beförderten….
Nachdem wir für Argentinisch-Patagonien noch eine Fischerlizenz hatten (warum ist eigentlich die Frage, denn Forelle hatten wir bis jetzt, nach 2 ½ Monaten noch keine gefangen) wurde den ganzen nächsten Tag lang auf konventionelle Weise gefischt – ohne Erfolg. Diese Monsterforellen wollten einfach nicht beißen. Die Jungs jedoch fingen eine nach der anderen (im Schnitt 75cm lang und einige kg schwer).
Deshalb wurde am nächsten Tag mit Drahtschlinge gefischt (dürfte man laut Lizenz natürlich nicht – also war der Kauf wirklich für den….). Und siehe da… ein Barsch (er durfte wieder schwimmen gehen) und eine Forelle (die wurde am Abend auf den Grill geworfen). Es war ein Festschmaus!
Nachdem Kevin jetzt endlich seine patagonische Forelle gefangen hatte konnten wir nach Chile weiterreisen. Außerdem hat er ab jetzt immer ein Stück Draht griffbereit – Man weiß ja nie…
Nachdem wir für Argentinisch-Patagonien noch eine Fischerlizenz hatten (warum ist eigentlich die Frage, denn Forelle hatten wir bis jetzt, nach 2 ½ Monaten noch keine gefangen) wurde den ganzen nächsten Tag lang auf konventionelle Weise gefischt – ohne Erfolg. Diese Monsterforellen wollten einfach nicht beißen. Die Jungs jedoch fingen eine nach der anderen (im Schnitt 75cm lang und einige kg schwer).
Deshalb wurde am nächsten Tag mit Drahtschlinge gefischt (dürfte man laut Lizenz natürlich nicht – also war der Kauf wirklich für den….). Und siehe da… ein Barsch (er durfte wieder schwimmen gehen) und eine Forelle (die wurde am Abend auf den Grill geworfen). Es war ein Festschmaus!
Nachdem Kevin jetzt endlich seine patagonische Forelle gefangen hatte konnten wir nach Chile weiterreisen. Außerdem hat er ab jetzt immer ein Stück Draht griffbereit – Man weiß ja nie…
Perito Moreno....
Raúl´s Minicamping: Der erste Eindruck war mehr als verwirrend – Ein kleiner alter Mann mit verkehrt herum aufgesetzter grüner Baseballmütze bei der das Markerl aussteht und abgeschossenem Teenie-T-Shirt hetzt uns quer über seinen Garten, zeigt uns alles und ertränkt uns in einem Wortschwall sich immer wiederholender Sätze und ehe wir uns versehen sitzen wir bei ihm in der Küche, trinken Kaffee und lassen uns von vorne bis hinten bewirten. Aber es dauerte nicht lange und wir hatten diesen schrägen Kerl lieb gewonnen und die Entscheidung ein paar Tage länger zu bleiben war schnell gefallen.
Raúl ist ein Mensch, den kann man fast nicht beschreiben, den muss man erlebt haben! Er ist ein 60jähriger pensionierter Polizist, der sein Minicamping mehr als Hobby betreibt um immer jemanden um sich zu haben. Er kocht und putzt den ganzen Tag und beglückt seine Gäste mit selbst gemachtem Kompott (todo natural!!!) und Gedichten. Wenn er diese Gedichte vorträgt driftet sein Blick ab und er taucht ein in eine Welt ab, wo die künstlerischen Energien fließen und er nur als Medium agiert. In manchen Momenten wirkt er hellwach und intelligent, dann wirkt er wieder vergessen, leicht autistisch und liest irgendwelche Telefonnummern (mit einer übergroßen Leselupe) aus dem Gemeindereiseführer laut vor. Er wuselt herum, brabbelt vor sich hin und ist ohne Unterhalt mit irgendwas beschäftigt…Eine Insitution der Mann!
Am zweiten Tag bei Raúl kamen zufällig Agnés und Jules, zwei Franzosen, die wir schon in Punta Arenas getroffen hatten an. Agnés hatte sich eine Stauballergie mit schweren Atemproblemen zugezogen, die sich zu einer Lungenentzündung ausgewachsen hatte und musste sich im Krankenhaus von Perito Moreno behandeln lassen. Sie waren von Raúls Minicamping und seinen Hausmittelchen (auch todo natural!!!) so begeistert, dass sie auch bald ihre Kinder und die befreundete Familie mit der sie reisten nachholten womit die „Familie Raúl“ noch größer wurde. Wir kochten jeden Abend gemeinsam spielten Karten und genossen ein paar ruhige Tage.
Für Raúl gehörten wir zwei sowieso gleich zum Campingplatzinventar. Wir halfen ihm beim Bau eines refugios (Aufenthaltsraum für regnerische Campingtage) und weihten ihn in die österreichischen Ostertraditionen ein. Es ist gar nicht so einfach Eier zu färben, wenn es keine Eierfarbe zu kaufen gibt – von Hollerbeeren über Rotwein bis hin zu Gras und Bleistift musste alles herhalten. Die Eier sahen dennoch besser aus als es hier klingen mag….
Wir nutzten die Tage zum Wäschewaschen (in einem WaschVOLLAUTOMATEN), für kleinere Reparaturen und Kevin häkelte wieder mal eine Haube – Jetzt sind wir das Autostopperdreamteam, weil wer kann einem Gnom und einem Elfenhexchen schon widerstehen?
Aber irgendwann ist es genug mit faulenzen und fressen. Am 8. Tag in der Früh wollten wir aufbrechen, Raúl war schon traurig Marita und Marito (Kevin konnte er sich nicht merken) zu verlieren…da begann es zu regnen und zu stürmen. Und Raúl hüpfte wie ein kleiner Bub in seiner Hütter herum, grinste übers ganze Gesicht und sang eine halbe Stunde lang nur „un día más, un día más!“
Also brachen wir erst am 9. Tag Richtung Los Antiguos (letzte Ortschaft vor der chilenischen Grenze) auf.
Raúl ist ein Mensch, den kann man fast nicht beschreiben, den muss man erlebt haben! Er ist ein 60jähriger pensionierter Polizist, der sein Minicamping mehr als Hobby betreibt um immer jemanden um sich zu haben. Er kocht und putzt den ganzen Tag und beglückt seine Gäste mit selbst gemachtem Kompott (todo natural!!!) und Gedichten. Wenn er diese Gedichte vorträgt driftet sein Blick ab und er taucht ein in eine Welt ab, wo die künstlerischen Energien fließen und er nur als Medium agiert. In manchen Momenten wirkt er hellwach und intelligent, dann wirkt er wieder vergessen, leicht autistisch und liest irgendwelche Telefonnummern (mit einer übergroßen Leselupe) aus dem Gemeindereiseführer laut vor. Er wuselt herum, brabbelt vor sich hin und ist ohne Unterhalt mit irgendwas beschäftigt…Eine Insitution der Mann!
Am zweiten Tag bei Raúl kamen zufällig Agnés und Jules, zwei Franzosen, die wir schon in Punta Arenas getroffen hatten an. Agnés hatte sich eine Stauballergie mit schweren Atemproblemen zugezogen, die sich zu einer Lungenentzündung ausgewachsen hatte und musste sich im Krankenhaus von Perito Moreno behandeln lassen. Sie waren von Raúls Minicamping und seinen Hausmittelchen (auch todo natural!!!) so begeistert, dass sie auch bald ihre Kinder und die befreundete Familie mit der sie reisten nachholten womit die „Familie Raúl“ noch größer wurde. Wir kochten jeden Abend gemeinsam spielten Karten und genossen ein paar ruhige Tage.
Für Raúl gehörten wir zwei sowieso gleich zum Campingplatzinventar. Wir halfen ihm beim Bau eines refugios (Aufenthaltsraum für regnerische Campingtage) und weihten ihn in die österreichischen Ostertraditionen ein. Es ist gar nicht so einfach Eier zu färben, wenn es keine Eierfarbe zu kaufen gibt – von Hollerbeeren über Rotwein bis hin zu Gras und Bleistift musste alles herhalten. Die Eier sahen dennoch besser aus als es hier klingen mag….
Wir nutzten die Tage zum Wäschewaschen (in einem WaschVOLLAUTOMATEN), für kleinere Reparaturen und Kevin häkelte wieder mal eine Haube – Jetzt sind wir das Autostopperdreamteam, weil wer kann einem Gnom und einem Elfenhexchen schon widerstehen?
Aber irgendwann ist es genug mit faulenzen und fressen. Am 8. Tag in der Früh wollten wir aufbrechen, Raúl war schon traurig Marita und Marito (Kevin konnte er sich nicht merken) zu verlieren…da begann es zu regnen und zu stürmen. Und Raúl hüpfte wie ein kleiner Bub in seiner Hütter herum, grinste übers ganze Gesicht und sang eine halbe Stunde lang nur „un día más, un día más!“
Also brachen wir erst am 9. Tag Richtung Los Antiguos (letzte Ortschaft vor der chilenischen Grenze) auf.
On the road to Perito Moreno...
In Rio Grande marschierten wir ein paar Kilometer raus und stellten unser Zelt in den Dünen am Strand auf. Nachdem der Wind relativ stark wehte platzierten wir unseren „Schneck“ gut windgeschützt hinter einer Düne. Im Laufe der Nacht wurde der Wind stärker und so gegen 3 Uhr passierte es dann: Der Wind drehte, das Gestänge bog sich, die Plane flatterte und irgendwann hielten die Heringe im Sand nicht mehr….und wären wir nicht im Zelt gelegen hätten es die argentinische Luftwaffe vermutlich als UFO identifiziert und abgeschossen.
Aber so kamen wir mit einem Gestängebruch, einem 20cm Riss im Außenzelt und einem verschollenen Hering davon. Und wir mussten mitten in der Nacht im Sturm einen neuen Platz für unser Haus finden – Danke Vollmond fürs leuchten!
Am nächsten Morgen war der Verkehr etwas müde. Es war der 25.Jahrestag des Falklandkrieges, gerade hier im Süden wegen der Nähe zu den Inseln ein wichtiger Feiertag. Trotz einer Verkehrsdichte von 2 Autos pro Stunde kamen wir „bald“ zur chilenischen Grenze und da „auch gleich“ mit einer chilenischen Familie mit. Mitten im feuerländischen Nichts verreckte dann das Auto und wir waren unsere Mitfahrgelegenheit los. Wir halfen ihnen noch den Wagen umzudrehen, damit sie heimgeschleppt werden können und machten uns zwangsweise eben zu Fuß auf den Weg Richtung Norden.
Wenn nach 50km Steppe, ohne Abzweigung oder sonst was (nur ein kaputtes Auto vor 3km und das in die falsche Fahrtrichtung) zwei lustige „mochileros“ (Backpacker) fröhlich marschieren und nebenbei, bei den 2 Autos pro Stunde den Daumen rausstrecken…da schauen die Leute - Gerade die Argentinier, die mit dem Auto, wenn es möglich ist sogar bis auf den Strand fahren, um ja keinen Meter zu viel gehen zu müssen!
Unser Vorteil beim stoppen in Patagonien ist einfach der, dass wir uns nichts scheißen und einfach mal in die lebensfeindliche Steppe rausmarschieren, auf ein unerreichbar scheinendes Ziel zu….Und gerade deshalb werden wir schneller mitgenommen als andere „Kollegen“, die an der Ortsausfahrt oder der Tankstelle stehen bleiben. Wir haben einfach den höheren Mitleidsfaktor!
An diesem Tag kamen wir noch bis nach Rio Gallegos – den Großteil davon sogar in einem Reisebus, der eine Leerfahrt hatte und eigentlich keine Leute mitnehmen hätte dürfen. Er ließ für uns sogar noch seine Beziehungen an der Grenze spielen, damit wir schneller durchkamen!
In Rio Gallegos machten wir dann einen Tag Reparaturpause auf dem Campingplatz (die Stadt ist auch ohne Regen abgrundtief hässlich, sie konnte uns auch beim 2. Besuch nicht für sich gewinnen) und versuchten dann unser Glück weiter bis nach Perito Moreno – eine Strecke von ca. 1000km! Und es war uns hold. Die ersten 200km kamen wir, wieder einmal unerlaubterweise, mit einem Firmenpickup mit weshalb es auch Probleme bei der Polizeikontrolle gab. Und dann wurden wir von einem Trucker, der uns auch nicht mitnehmen hätte dürfen, weil er Petroleumprodukte transportiert, aufgelesen. Am Anfang fuhr er noch mit ca. 70 bis 90km/h aber er hatte uns so viel zu erzählen, dass er immer langsamer wurde und schlussendlich mit 50km/h die Landstrasse entlangschlich. Sein Blick war nur selten auf der Strasse, weil man muss ja, um höflich zu bleiben seinem Gesprächspartner in die Augen sehen, aber bei den patagonischen Strassen und einem so schweren Truck ist das spurhalten, abgesehen von einigen schnelleren Lenkmanövern, kein Problem. Jetzt wissen wir alles von Asphalt und Petroleum über die patagonische Erdölindustrie (was wir IMMER schon wissen wollten) bis hin zu Rezepten mit Mais. Nach 500km bei dieser Wahnsinnsgeschwindigkeit kamen wir in Caleta Olivia um 23.30 Uhr an. Die Hintern schmerzten (kein Wunder wenn man sich so lange Zeit einen Sitz teilt) und unsere Köpfe rauchten vom Spanischintensivkurs der letzten Stunden.
Um aus der Stadt zu kommen mussten wir ein eher zwielichtiges Randviertel dieser Erdölindustriestadt durchqueren. Nur männliche Jugendliche und streunende Hunde (beides in Rudeln) waren auf den spärlich beleuchteten Strassen zu sehen. Die Nacht in den Hügeln vor der Stadt war aber dann ganz gemütlich, wenn auch nicht all zu lange. Am nächsten Tag hatten wir genauso viel Tramperglück und kamen noch zeitig am Nachmittag in Perito Moreno an. Unsere Mitfahrgelegenheit ließ uns direkt vor Raúl´s Minicamping aussteigen….
Aber so kamen wir mit einem Gestängebruch, einem 20cm Riss im Außenzelt und einem verschollenen Hering davon. Und wir mussten mitten in der Nacht im Sturm einen neuen Platz für unser Haus finden – Danke Vollmond fürs leuchten!
Am nächsten Morgen war der Verkehr etwas müde. Es war der 25.Jahrestag des Falklandkrieges, gerade hier im Süden wegen der Nähe zu den Inseln ein wichtiger Feiertag. Trotz einer Verkehrsdichte von 2 Autos pro Stunde kamen wir „bald“ zur chilenischen Grenze und da „auch gleich“ mit einer chilenischen Familie mit. Mitten im feuerländischen Nichts verreckte dann das Auto und wir waren unsere Mitfahrgelegenheit los. Wir halfen ihnen noch den Wagen umzudrehen, damit sie heimgeschleppt werden können und machten uns zwangsweise eben zu Fuß auf den Weg Richtung Norden.
Wenn nach 50km Steppe, ohne Abzweigung oder sonst was (nur ein kaputtes Auto vor 3km und das in die falsche Fahrtrichtung) zwei lustige „mochileros“ (Backpacker) fröhlich marschieren und nebenbei, bei den 2 Autos pro Stunde den Daumen rausstrecken…da schauen die Leute - Gerade die Argentinier, die mit dem Auto, wenn es möglich ist sogar bis auf den Strand fahren, um ja keinen Meter zu viel gehen zu müssen!
Unser Vorteil beim stoppen in Patagonien ist einfach der, dass wir uns nichts scheißen und einfach mal in die lebensfeindliche Steppe rausmarschieren, auf ein unerreichbar scheinendes Ziel zu….Und gerade deshalb werden wir schneller mitgenommen als andere „Kollegen“, die an der Ortsausfahrt oder der Tankstelle stehen bleiben. Wir haben einfach den höheren Mitleidsfaktor!
An diesem Tag kamen wir noch bis nach Rio Gallegos – den Großteil davon sogar in einem Reisebus, der eine Leerfahrt hatte und eigentlich keine Leute mitnehmen hätte dürfen. Er ließ für uns sogar noch seine Beziehungen an der Grenze spielen, damit wir schneller durchkamen!
In Rio Gallegos machten wir dann einen Tag Reparaturpause auf dem Campingplatz (die Stadt ist auch ohne Regen abgrundtief hässlich, sie konnte uns auch beim 2. Besuch nicht für sich gewinnen) und versuchten dann unser Glück weiter bis nach Perito Moreno – eine Strecke von ca. 1000km! Und es war uns hold. Die ersten 200km kamen wir, wieder einmal unerlaubterweise, mit einem Firmenpickup mit weshalb es auch Probleme bei der Polizeikontrolle gab. Und dann wurden wir von einem Trucker, der uns auch nicht mitnehmen hätte dürfen, weil er Petroleumprodukte transportiert, aufgelesen. Am Anfang fuhr er noch mit ca. 70 bis 90km/h aber er hatte uns so viel zu erzählen, dass er immer langsamer wurde und schlussendlich mit 50km/h die Landstrasse entlangschlich. Sein Blick war nur selten auf der Strasse, weil man muss ja, um höflich zu bleiben seinem Gesprächspartner in die Augen sehen, aber bei den patagonischen Strassen und einem so schweren Truck ist das spurhalten, abgesehen von einigen schnelleren Lenkmanövern, kein Problem. Jetzt wissen wir alles von Asphalt und Petroleum über die patagonische Erdölindustrie (was wir IMMER schon wissen wollten) bis hin zu Rezepten mit Mais. Nach 500km bei dieser Wahnsinnsgeschwindigkeit kamen wir in Caleta Olivia um 23.30 Uhr an. Die Hintern schmerzten (kein Wunder wenn man sich so lange Zeit einen Sitz teilt) und unsere Köpfe rauchten vom Spanischintensivkurs der letzten Stunden.
Um aus der Stadt zu kommen mussten wir ein eher zwielichtiges Randviertel dieser Erdölindustriestadt durchqueren. Nur männliche Jugendliche und streunende Hunde (beides in Rudeln) waren auf den spärlich beleuchteten Strassen zu sehen. Die Nacht in den Hügeln vor der Stadt war aber dann ganz gemütlich, wenn auch nicht all zu lange. Am nächsten Tag hatten wir genauso viel Tramperglück und kamen noch zeitig am Nachmittag in Perito Moreno an. Unsere Mitfahrgelegenheit ließ uns direkt vor Raúl´s Minicamping aussteigen….
Ushuaia - fin del mundo!
Die Entscheidung mit dem Daumen zu reisen war goldrichtig und Patagonien ist genau das richtige Gebiet damit zu beginnen (auch wenn der Reiseführer das Gegenteil behauptet). Am ersten Tag machten wir gleich einen Riesenhopser bis Rio Grande, dank zwei Geschäftsreisenden, die für ihre Seafoodcompany feuerländische Taucher ausfindig machen wollten, die für sie in der Magellanstraße (bei einer Wassertemperatur von nur wenigen Graden über null) nach Seeschnecken tauchen sollten. Nach erfolgreichen 420km brauchten wir nur noch einen Schlafplatz. Also marschierten wir im Dunkeln aus dem Zentrum raus, mitten ins Industriegebiet rein und stellten unser Zelt hinter einem Erdwall auf. Nach einer kurzen Nacht ging es dann erfolgreich weiter bis Ushuaia, den Grossteil der Strecke mit einem LKW-Fahrer, der uns auch gleich noch alle interessanten Informationen zur Strecke gab. Und damit hatten wir es dann geschafft: Wir waren am Ende der Welt angekommen!
Fazit unserer ersten Autostoppetappe: knappe 650km gereist, 40.000 chilenische Peso (ca. 57€) erspart, viel von der Strecke gesehen (und gehört) und nur 14 Stunden (reine Stopp- und Fahrzeit) gebraucht. Der reguläre Bus wäre nur um 2 Stunden schneller gewesen…
Ushuaia hat uns auch gleich mit klirrender Kälte empfangen, wie es sich für die südlichste Stadt der Welt gehört. Aus diesem Grund nahmen wir uns auch ein Hostal. Unser erster Weg in Ushuaia ging gleich mal aufs Postamt, denn dort sollte ein Paket aus Österreich auf uns warten….Der Postler konnte es in seiner Liste jedoch nicht finden und meinte, dass wir die Sendungsnummer bräuchten, dann könne er uns sagen ob das Paket, je nachdem wie es geschickt worden ist, 3-4 Tage oder 2 Monate von Buenos Aires nach Ushuaia brauchen wird…Am nächsten Tag starteten wir mit der Sendungsnummer wieder zum Postamt und der Typ, der diesmal da war schaute (ohne nach der Sendungsnummer zu fragen) in seinem Paketregal einfach unter „K“ wie Koppensteiner nach und siehe da, da lag ein Paket für uns (laut Poststempel schon seit mehreren Tagen). Jaja, die Post ist überall gleich und in Südamerika noch viel gleicher…
Da wir uns Ushuaia noch etwas länger anschauen wollten übersiedelten wir trotz nächtlichen 2-4°C auf den Campingplatz – und wir waren nicht die einzigen Deppen, die zu dieser Jahreszeit campen. Ein bunter Haufen von schrägen Langzeittravellern hatte sich dort versammelt: ein schweizer-italienisches Pärchen, die mit Campingbus und Hund schon 2 Jahre in Südamerika unterwegs sind, zwei Belgier, die obwohl sie auch schon seit 7 Monaten unterwegs sind wie Reiseneulinge wirken, Roberto, der Italiener, dem man beim Gnocci-Kochen lieber nicht in die Quere kommt, John, der 71jährigen Südstaatler, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und reisen will bis er tot umfällt und noch viele Übriggebliebene, Althippies und Leute, die hier sind, aber nicht wissen warum – Alles in allem eine große Familie. Es wurde gemeinsam gekocht, getrunken und Reiseerfahrung ausgetauscht…
Als der Campingplatz am 1.April dann seine Pforten für den Winter schloss (kein Scherz) ging es für uns weiter Richtung Norden. So ließen wir die Stadt am Beaglekanal mit ihren vielen bunten Holzhäuschen und Hügeln hinter uns und kamen, nachdem wir noch gratis Benzin getankt hatten (wegen dem halben Liter kassieren war dem Tankwart wahrscheinlich zu lächerlich) erfolgreich wieder bis Rio Grande.
Fazit unserer ersten Autostoppetappe: knappe 650km gereist, 40.000 chilenische Peso (ca. 57€) erspart, viel von der Strecke gesehen (und gehört) und nur 14 Stunden (reine Stopp- und Fahrzeit) gebraucht. Der reguläre Bus wäre nur um 2 Stunden schneller gewesen…
Ushuaia hat uns auch gleich mit klirrender Kälte empfangen, wie es sich für die südlichste Stadt der Welt gehört. Aus diesem Grund nahmen wir uns auch ein Hostal. Unser erster Weg in Ushuaia ging gleich mal aufs Postamt, denn dort sollte ein Paket aus Österreich auf uns warten….Der Postler konnte es in seiner Liste jedoch nicht finden und meinte, dass wir die Sendungsnummer bräuchten, dann könne er uns sagen ob das Paket, je nachdem wie es geschickt worden ist, 3-4 Tage oder 2 Monate von Buenos Aires nach Ushuaia brauchen wird…Am nächsten Tag starteten wir mit der Sendungsnummer wieder zum Postamt und der Typ, der diesmal da war schaute (ohne nach der Sendungsnummer zu fragen) in seinem Paketregal einfach unter „K“ wie Koppensteiner nach und siehe da, da lag ein Paket für uns (laut Poststempel schon seit mehreren Tagen). Jaja, die Post ist überall gleich und in Südamerika noch viel gleicher…
Da wir uns Ushuaia noch etwas länger anschauen wollten übersiedelten wir trotz nächtlichen 2-4°C auf den Campingplatz – und wir waren nicht die einzigen Deppen, die zu dieser Jahreszeit campen. Ein bunter Haufen von schrägen Langzeittravellern hatte sich dort versammelt: ein schweizer-italienisches Pärchen, die mit Campingbus und Hund schon 2 Jahre in Südamerika unterwegs sind, zwei Belgier, die obwohl sie auch schon seit 7 Monaten unterwegs sind wie Reiseneulinge wirken, Roberto, der Italiener, dem man beim Gnocci-Kochen lieber nicht in die Quere kommt, John, der 71jährigen Südstaatler, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und reisen will bis er tot umfällt und noch viele Übriggebliebene, Althippies und Leute, die hier sind, aber nicht wissen warum – Alles in allem eine große Familie. Es wurde gemeinsam gekocht, getrunken und Reiseerfahrung ausgetauscht…
Als der Campingplatz am 1.April dann seine Pforten für den Winter schloss (kein Scherz) ging es für uns weiter Richtung Norden. So ließen wir die Stadt am Beaglekanal mit ihren vielen bunten Holzhäuschen und Hügeln hinter uns und kamen, nachdem wir noch gratis Benzin getankt hatten (wegen dem halben Liter kassieren war dem Tankwart wahrscheinlich zu lächerlich) erfolgreich wieder bis Rio Grande.
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