Mittwoch, 2. Mai 2007

On the road to Perito Moreno...

In Rio Grande marschierten wir ein paar Kilometer raus und stellten unser Zelt in den Dünen am Strand auf. Nachdem der Wind relativ stark wehte platzierten wir unseren „Schneck“ gut windgeschützt hinter einer Düne. Im Laufe der Nacht wurde der Wind stärker und so gegen 3 Uhr passierte es dann: Der Wind drehte, das Gestänge bog sich, die Plane flatterte und irgendwann hielten die Heringe im Sand nicht mehr….und wären wir nicht im Zelt gelegen hätten es die argentinische Luftwaffe vermutlich als UFO identifiziert und abgeschossen.
Aber so kamen wir mit einem Gestängebruch, einem 20cm Riss im Außenzelt und einem verschollenen Hering davon. Und wir mussten mitten in der Nacht im Sturm einen neuen Platz für unser Haus finden – Danke Vollmond fürs leuchten!
Am nächsten Morgen war der Verkehr etwas müde. Es war der 25.Jahrestag des Falklandkrieges, gerade hier im Süden wegen der Nähe zu den Inseln ein wichtiger Feiertag. Trotz einer Verkehrsdichte von 2 Autos pro Stunde kamen wir „bald“ zur chilenischen Grenze und da „auch gleich“ mit einer chilenischen Familie mit. Mitten im feuerländischen Nichts verreckte dann das Auto und wir waren unsere Mitfahrgelegenheit los. Wir halfen ihnen noch den Wagen umzudrehen, damit sie heimgeschleppt werden können und machten uns zwangsweise eben zu Fuß auf den Weg Richtung Norden.
Wenn nach 50km Steppe, ohne Abzweigung oder sonst was (nur ein kaputtes Auto vor 3km und das in die falsche Fahrtrichtung) zwei lustige „mochileros“ (Backpacker) fröhlich marschieren und nebenbei, bei den 2 Autos pro Stunde den Daumen rausstrecken…da schauen die Leute - Gerade die Argentinier, die mit dem Auto, wenn es möglich ist sogar bis auf den Strand fahren, um ja keinen Meter zu viel gehen zu müssen!
Unser Vorteil beim stoppen in Patagonien ist einfach der, dass wir uns nichts scheißen und einfach mal in die lebensfeindliche Steppe rausmarschieren, auf ein unerreichbar scheinendes Ziel zu….Und gerade deshalb werden wir schneller mitgenommen als andere „Kollegen“, die an der Ortsausfahrt oder der Tankstelle stehen bleiben. Wir haben einfach den höheren Mitleidsfaktor!
An diesem Tag kamen wir noch bis nach Rio Gallegos – den Großteil davon sogar in einem Reisebus, der eine Leerfahrt hatte und eigentlich keine Leute mitnehmen hätte dürfen. Er ließ für uns sogar noch seine Beziehungen an der Grenze spielen, damit wir schneller durchkamen!
In Rio Gallegos machten wir dann einen Tag Reparaturpause auf dem Campingplatz (die Stadt ist auch ohne Regen abgrundtief hässlich, sie konnte uns auch beim 2. Besuch nicht für sich gewinnen) und versuchten dann unser Glück weiter bis nach Perito Moreno – eine Strecke von ca. 1000km! Und es war uns hold. Die ersten 200km kamen wir, wieder einmal unerlaubterweise, mit einem Firmenpickup mit weshalb es auch Probleme bei der Polizeikontrolle gab. Und dann wurden wir von einem Trucker, der uns auch nicht mitnehmen hätte dürfen, weil er Petroleumprodukte transportiert, aufgelesen. Am Anfang fuhr er noch mit ca. 70 bis 90km/h aber er hatte uns so viel zu erzählen, dass er immer langsamer wurde und schlussendlich mit 50km/h die Landstrasse entlangschlich. Sein Blick war nur selten auf der Strasse, weil man muss ja, um höflich zu bleiben seinem Gesprächspartner in die Augen sehen, aber bei den patagonischen Strassen und einem so schweren Truck ist das spurhalten, abgesehen von einigen schnelleren Lenkmanövern, kein Problem. Jetzt wissen wir alles von Asphalt und Petroleum über die patagonische Erdölindustrie (was wir IMMER schon wissen wollten) bis hin zu Rezepten mit Mais. Nach 500km bei dieser Wahnsinnsgeschwindigkeit kamen wir in Caleta Olivia um 23.30 Uhr an. Die Hintern schmerzten (kein Wunder wenn man sich so lange Zeit einen Sitz teilt) und unsere Köpfe rauchten vom Spanischintensivkurs der letzten Stunden.
Um aus der Stadt zu kommen mussten wir ein eher zwielichtiges Randviertel dieser Erdölindustriestadt durchqueren. Nur männliche Jugendliche und streunende Hunde (beides in Rudeln) waren auf den spärlich beleuchteten Strassen zu sehen. Die Nacht in den Hügeln vor der Stadt war aber dann ganz gemütlich, wenn auch nicht all zu lange. Am nächsten Tag hatten wir genauso viel Tramperglück und kamen noch zeitig am Nachmittag in Perito Moreno an. Unsere Mitfahrgelegenheit ließ uns direkt vor Raúl´s Minicamping aussteigen….

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