Nach einem langen Marsch aus Puerto Montt hinaus (Großstädte sind echt besch… zum stoppen) kamen wir relativ zügig (in Chile geht das stoppen viel langsamer, da es mehr Abzweigungen und Ortschaften gibt) nach Osorno. Das letzte Stück kamen wir mit einem Bäcker mit, der uns anbot noch auf einen Kaffee bei ihm in der Bäckerei vorbeizuschauen bevor wir weiterstoppen. Ehe wir uns versahen saßen wir in irgendeinem Außenbezirk von Osorno in seinem Wohnzimmer auf der Couch mit der Fernbedienung in der Hand, während er für uns Frühstück kochte… Es gab Kaffee, frisches Brot, Butter, Spiegelei…Er erzählte uns, dass er früher auch viel per Autostopp gereist ist und deshalb weiß wie viel Freude so ein „kleines“ Frühstück machen kann. Außerdem weiß man ja nie – vielleicht können wir ihm eines Tages einen Gefallen tun… Gutes Karma schadet nie!
Frisch gestärkt setzten wir unseren Weg Richtung Nationalpark fort.
Mit einer endlos erscheinenden Glückssträhne schafften wir es, obwohl wir erst spät aus Osorno wegkamen noch bis zum Parkeingang in Aguas Calientes („Heiße Wasser“) wo wir unser Zelt auf einem für den Winter geschlossenen Campingplatz aufschlugen. Am nächsten Morgen wussten wir warum der Campingplatz nicht mehr in Betrieb ist, als wir mitten im Eis aufwachten. Wenn es mal zu schneien beginnt, wenn man den Reißverschluss des Zeltes öffnet, weiß man, dass einen der Winter eingeholt hat.
Da der eigentlich geplante Trek, zu heißen Quellen, einem Vulkangipfel und einem Geysirfeld witterungsbedingt nicht mehr möglich war machten wir einen kürzeren Abstecher in den Park (nachdem wir schon mal da waren). Nachdem wir uns schon am Vorabend bei den Parkrangern abgemeldet hatten konnten wir gleich in der Früh, nachdem das Zelt enteist war und der Rucksack mit klammen Fingern gepackt war, starten.
Der Trail führte durch dichten Regenwald, von dem wir ja schon auf der Carretera Austral genug gesehen hatten, zu einer Lagune, die nett, aber keine Sehenswürdigkeit für sich war. Bis hierhin wäre die erste Tagesetappe gewesen, aber da wir schon zu Mittag dort angekommen waren machten wir hier nur einen Kochstopp und beschlossen die Nacht auf der anderen Seite des Vulkans am Fuße eines Skiresorts zu verbringen. Je näher wir zu der Baumgrenze kamen desto mehr spürten wir die bereits gemachten Höhenmeter, desto schöner und abwechslungsreicher wurde aber auch die Landschaft.
Als wir den Rand des Kraters erreicht hatten beschlossen wir, obwohl wir eigentlich schon am Ende unserer Kräfte waren doch noch den höchsten Punkt des Gipfels zu erklimmen, da wir uns einen Überblick über das Gelände verschaffen wollten. Es gibt nämlich von diesem Nationalpark keine Karten, jedenfalls nicht bei den Touristinfos oder den Parkrangern. Somit hatten wir nur ein Foto von einem kleinen 3D-Modell des Gebiets, das wir als Anhalt verwenden konnten. Dadurch erfuhren wir auch erst im Nachhinein, dass wir an einem Tag ca. 1500 Höhenmeter und 18 km durch unwegsames Gelände zurückgelegt hatten.
Je näher wir dem Gipfel kamen desto feiner wurde der Vulkanschotter bzw. desto tiefer wurde der Schnee - es blieb sich also gleich über welchen Untergrund man sich plagte (Wie Hans Söllner schon sagte: „Do gemma oan Schriat hintri, owa viari gemma zwoa“) Und so schafften wir es rauf und irgendwie auch wieder runter, wobei zweiteres nachdem wir Eis und Schnee hinter uns gelassen hatten, im weichen Vulkanschotter echt Spaß machte. So sehr wir uns mit den 20kg-Packeln den Berg hinaufgeplagt hatten so sehr half uns Newton dann beim Abstieg in großen Schritten.
Kurz vor dem Einbruch der Nacht schafften wir es zum Glück noch bis zur Baumgrenze. Dort schlugen wir dann unser Zelt auf und machten noch ein kleines Feuer um unsere völlig durchgeschwitzten Sachen, die wir zum Schlafen ja wieder anziehen mussten, zu trocknen. Da wir von der letzten Nacht schon vorgewarnt waren und diesmal doch noch ein schönes Stück höher campten, zogen wir alles was wir hatten an und verkrochen uns in unsere Sommerschlafsäckchen…So eine Schlafmontur sieht dann in etwa so aus: Unterhose, Fleecehose, Sommerhose, Trekkinghose, 2 Paar Socken (bei Kevin nur eineinhalb und eine um den Fuß gewickelte Badehose, weil es einem Socken beim Feuer zu heiß geworden ist…), T-Shirt, langes Leiberl, noch ein T-Shirt, Fleecejacke, Windstopperjacke, Goretex-Jacke, Haube, Handschuhe, Fleeceinlet, Schlafsack. Es grenzt schon an eine Wissenschaft sich da hineinzuschälen und es dann noch zu schaffen beide Schlafsäcke so zu verschnüren, dass nur noch die Nase herausschaut…Und wir haben trotzdem die ganze Nacht gefroren und gebibbert. Geschlafen haben wir nicht viel, aber erfroren sind wir auch nicht…Jetzt wissen wir mit Sicherheit, dass uns der Winter eingeholt hat…
Am nächsten morgen schälten wir uns aus den Schlafsäcken, machten Feuer und tauten unsere über Nacht steif gefrorenen Bergstiefel wieder so weit auf, dass wir wieder hineinpassten und den Rückweg nach Aguas Calientes antreten konnten.
Das Stopperglück war uns wieder einmal hold und wir schafften es an diesem Tag nicht nur nach Aguas Calientes, sondern auch noch bis Osorno. Dort verbrachten wir eine Nacht in einem Drecksloch von Unterkunft, die aus Pressspanplatten und Kastenrückwänden windschief zusammengezimmert war. Hier kamen wir auch in den Genuss einer Suizid-Dusche (elektrische Apparatur am Brauskopf, die das Wasser mehr oder weniger erwärmt), bei der sich die Temperatur änderte, je nachdem wie viel Bass das Lied im benachbarten Lokal hatte – diese Dusche hatte Rhythmus!
Inzwischen haben wir es bis Pucón geschafft, aber das kommt dann im nächsten Eintrag…für heute reichts!!!!!!!!!! (Wir sitzen immerhin schon seit ca. 9 Stunden – und es kommen morgen noch einige im Internetcafe dazu)
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