Mittwoch, 9. Juni 2010

Wir werden Filmstars in Bollywood!!!

Wir hätten eigentlich vorgehabt in Palolem 2-3 Tage zu bleiben und dann weiter zu reisen, aber wieder einmal kam es anders.
An einem benachbarten Strand wurde gerade ein großer Bollywood-Blockbuster gedreht und sie suchten noch „Westerners“ als Statisten. Und das Angebot da mal mitzuarbeiten klang echt verlockend: den ganzen Tag am Privatstrand einer Luxushotelanlage im Schatten herum hängen und ab und zu durchs Bild laufen, Frühstück und Mittagessen gratis und Wasser und Tee so viel man mag. Dazu gibt’s noch pro Person 1000 Rs pro Tag (ein durchschnittlicher Inder verdient etwa 150 Rs am Tag).
Wir hatten in den letzten 3 ½ Jahren nicht oft die Möglichkeit gehabt Geld zu verdienen und schon gar nicht auf so gemütliche Art und Weise. Außerdem gehört es zu einem richtigen Indienaufenthalt ja fast dazu, einmal hinter die Kulissen der riesigen Bollywood-Filmindustrie geblickt zu haben.
An unserem ersten „Arbeitstag“ waren wir noch etwas skeptisch, ob die ganzen Versprechen auch eingehalten werden würden. Wir haben schon Geschichten von anderen Reisenden gehört, die so was ähnliches in Mumbai, dem Zentrum der indischen Filmindustrie, gemacht hatten und den ganzen Tag ohne Wasser und Essen in der Hitze standen. Aber wir wurden echt überrascht. Der Strand war wirklich wunderschön, mit vielen Schatten spendenden Sonnenschirmen (so einen Luxus haben wir am Strand sonst nie, da man für die Dinger meist zahlen muss) und die Verpflegung war erstklassig.
An einem der schönsten Stränden Indiens im Schatten liegen, Chai schlürfen und kaltes Wasser serviert kriegen – so lassen wir uns Geld verdienen echt einreden. Naja, gelegentlich mussten wir schon auch wirklich was tun. In jeder Szene, die gedreht wurde, brauchten sie Leute, die im Hintergrund durchs Bild laufen. Wir wurden mit quietschbunten Luftmatratzen, Schwimmreifen und Paddel dekoriert und dann auf Kommando durchs Bild geschickt. Gemeinsam mit uns taten das zeitgleich auf den ganzen Strand verteilt noch etwa 150 andere Statisten – die Weißnasen im Vordergrund, die Inder etwas weiter hinten um den Strand zu füllen. Es gibt zwar wahrscheinlich keinen einzigen echten Strand an dem zeitgleich so viele Menschen im Zickzack wild durcheinander spazieren, aber in Bollywood geht es eben nicht immer darum, dass alles realistisch ist – Hauptsache bunt und glamourös!
Wir hatten am ersten Tag so viel Spaß (und 2000 Rs mehr in der Tasche), dass wir gleich noch einen dran hängten und dann noch einen und noch einen. Mit der Zeit waren wir schon voll die alten Hasen am Set und der Statisteneinweisertyp stellte uns immer ganz vorne hin, in die Nähe der Kamera, weil wir bei Kommandos wie „Start sound“ oder „Back to one“ wussten was zu tun war. Vielleicht war es aber auch Kevins Frisur, die der Regisseur im Bild haben wollte, wer weiß?
In den vier Tagen am Set liefen wir so oft im Hintergrund durchs Bild, dass die Chancen gar nicht so schlecht stehen, dass ihr uns im Herbst in „Golmaal 3“ im Kino sehen könnt (falls ihr zu dieser Zeit gerade in Indien sein solltet...sonst gibt’s den Film sicher auch auf DVD).
Es war wirklich interessant mal zu sehen, wie so ein Filmdreh abläuft. Bollywood- Produktionen haben mit Sicherheit ein viel knapperes Budget als die Filme, die in Hollywood gedreht werden, (auch wenn die Zuschauerzahlen oft vergleichbar sind) die Stars hier in Indien sind aber mit Sicherheit um einiges gemütlicher. Bei diesem Film spielten einige der größten Stars von Indien mit. Bollywood-unwissend wie wir sind, erkannten wir sie nur als solche, da sie immer einen privaten Sonnenschirmhalter hatten und in Plastiksesseln sitzen durften. Sie waren aber keineswegs so abgehoben, wie man es von Hollywoodstars kennt. Bis auf die etwas hochnäsige Hauptdarstellerin, die private Assistenten und sogar Bodyguards hatte, waren sie eigentlich alle ganz gemütlich und locker und es war auch kein Problem mal mit ihnen kurz zu reden oder ein Foto von ihnen zu machen.
Einer der Hauptdarsteller lief selbst immer mit seiner Kamera am Set herum und fotografierte alles mögliche, von Dreharbeiten bis Schauspielkollegen. Einmal, als Marita im Schatten ausspannte, kam er her und veranstaltete ein Fotoshooting mit ihr, dann mit Kevin, dann mit uns beiden...Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn der Star eines Films plötzlich dich fotografiert – irgendwie verkehrte Welt...
Naja, Inder fotografieren uns generell gerne - warum sollte ein Filmstar eine Ausnahme bilden? Normale Inder auf Urlaub fotografieren uns mit einer Handykamera und er halt mit einer 10.000 US$ Spiegelreflex.
Nach 4 Tagen am Set hatten wir aber genug Sonne, Stars und Sand und fuhren um insgesamt 8000Rs (ca.140€) reicher weiter ins Landesinnere – nach Hampi.

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