Die Kombination der Worte „Zug“ und „Spezial“ bedeutet in manchen Ländern, dass dieser Zug besonders schnell, besonders luxuriös oder die Strecke besonders schön ist. Wie wir bei der Fahrt nach Jalgaon lernten ist das in Indien anders... Hier ist ein Spezialzug ein Zug, der zusätzlich zum regulären Zugverkehr unterwegs ist und darum nur dann auf die Strecke darf, wenn gerade kein anderer Zug darauf unterwegs ist. In einem Land das täglich 18 bis 20 Mio.! Leute und zusätzlich noch unzählige Tonnen an Gütern transportiert heißt das: viiiieeeel WARTEN! Für eine Zugfahrt, die laut Fahrplan 20 Stunden dauern sollte brauchten wir 34! Als wir um 2 Uhr früh (geplante Ankunft wäre 11 Uhr Vormittags gewesen) völlig fertig, dreckig, verschwitzt und stinkend in Jalgaon ausstiegen wollten wir nur noch duschen und dann schlafen.
Nach 5 Stunden Schlaf fuhren wir mit dem Bus direkt nach Ajanta. Hier entstanden zwischen dem 3. Jhd. v. Chr. und dem 6. Jhd. n. Chr. unzählige Klöster und Tempel. Das besondere daran ist, dass diese direkt aus einer Felswand heraus gehauen worden sind - Riesige Hallen, wunderschön verzierte Säulen und enorme, fein gearbeitete Statuen...alles aus einem Stück Fels heraus gemeißelt.
So faszinierend die Höhlen waren, so ermüdend war die Hitze, die zu dieser Jahreszeit das Landesinnere von Indien lahmlegt. Nach einem ganzen Tag Busfahren und Sightseeing hatte es Marita sämtliche Kühlsystemsicherungen geputzt und sie lag am Abend mit dröhnendem Schädel und Fieber im Bett. So musste Kevin am nächsten Tag alleine zu den benachbarten Höhlen von Ellora fahren.
Sie sind auch, genau wie die Höhlen in Ajanta, aus dem nackten Fels gehauen. Es gibt hier Tempelhöhlen von 3 verschiedenen Religionen - 12 buddhistische, 17 hinduistische und 5 Jain (religiöse Abspaltung vom Hinduismus ähnlich dem Buddhismus). Die Höhlen hier sind aber viel jünger. Als im 6. Jhd. n. Chr. die Bedeutung des Buddhismus in dieser Gegend nachließ, wurde Ajanta verlassen und an seiner Stelle begannen im nahe gelegenen Ellora die Tempel und Klöster zu wachsen.
Während die buddhistischen Höhlen hier noch sehr simpel sind, sind die hinduistischen teils riesige freistehende, aus einem Stück Fels gehauene Tempel mit kunstvollen Verzierungen und Statuen. Schon irre was man aus einem Stück Fels alles machen kann...einfach nur all das weg meißeln, das nicht nach Tempel aussieht...
Nach zwei Tagen Sightseeing hintereinander im indischen Brotbackofenklima war nun Kevin nahe am Hitzschlag. Während sich Maritas körpereigenes Kühlsystem wieder halbwegs stabilisiert hatte, begann nun Kevin zu fiebern – Fast 40 Grad Fieber bei 46 Grad Außentemperatur sind echt nicht lustig...und das in einem der grindigsten Hostels auf der ganzen Reise! Aber mit ein paar Tagen Bettruhe und vielen nassen Tüchern kriegten wir ihn bald wieder fieberfrei und konnten weiterfahren nach Goa.
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