Nach 36 Stunden Busfahrt kamen wir fertig und hungrig (weil unsere mitgenommene Jause klimabedingt zu schnell schlecht geworden ist – nächstes mal keine Spaghetti mit Soße mehr) in Salvador an. Wir gaben unsere Rucksäcke bei der Gepäckaufbewahrung am Terminal ab und fuhren voller Erwartung ins Zentrum um unsere Post abzuholen. Danach wollten wir nach einem halben Tag Express-Sightseeing gleich weiter nach Rio.
Aber es war ein Feiertag von dem wir nichts gewusst hatten und die Post war zu. Also hieß es zurück zum Terminal, Sachen holen, wieder ins Zentrum und eine viel zu teure günstige Unterkunft suchen…Die Hoffnung auf das Packerl lebte für den nächsten Tag…Und wurde enttäuscht. Unsere neuen Kameras gurkten seit Tagen irgendwo zwischen Sao Paulo und Salvador herum und so hieß es für uns warten – bei Brot und Bananen, das einzig halbwegs leistbare in Salvador.
Unser Hostal war im Stadtteil Pelourinho, dem historischen und touristischen Zentrum der Stadt. Hier konzentrieren sich nicht nur die Souvenirshops, sondern auch die Restaurants und Futterstände. Überall roch es nach Essen, das wir uns nicht leisten konnten und wollten – aber man gewöhnt sich an das konstante leichte Hungergefühl…
Bei unserer Ankunft in Salvador waren wir erst einmal geschockt von den sozialen Problemen, der Gewalt und den extremen Unterschieden von arm und reich in dieser Stadt und wollten nur so schnell wie möglich raus. Gleich am ersten Tag sahen wir wie ein Polizist eine Obdachlose mit dem Schlagstock verprügelte und kurz darauf, wie ein Mann einen anderen mit einer Eisenstange blutig schlug. Schwangere, abgemagerte Prostituierte, Müllsammler, Billigdrogen-Zombies, Straßenkinder und Obdachlose, die die Gehsteige blockieren,…
Aber nach einer Woche des zwangsweisen Wartens konnten wir auch Salvador, dem Afrika Brasiliens, einige schöne Seiten abgewinnen. In Pelourinho wird den ganzen Tag irgendwo getrommelt oder getanzt. Auf den Plazas kann man Capoeira-Gruppen bei ihrem artistischen Kampf-Tanz zusehen und bei manchen für ein kleines Trinkgeld auch selber ausprobieren. Man könnte auch an Candomblé-Sessions (afro-brasilianische Religion) teilnehmen. Überall spielt Musik, die Straßen sind gefüllt mit bunten Bildern und schrägen Menschen mit noch schrägeren Frisuren (so viele Rasta und Dreads kombiniert mit kreativen Rasuren findest du nirgendwo sonst)
Da Pelô das touristische Zentrum der Stadt ist wird es auch dementsprechend von der Polizei gesichert und bewacht. Solltest du als Tourist auf die blöde Idee kommen in diesem hermetisch abgeriegelten Viertel in die falsche Seitengasse abzubiegen, hüpfen gleich 5 Menschen vor dir auf die Straße und erklären dir wie gefährlich es hier nicht ist und versperren dir den Weg. Bleibst du in Pelô bist du beschützt wie eine unter Artenschutz stehende Spezies, schaffst du es aber die unsichtbare Grenze zu durchbrechen kannst du auch den Rest der Stadt ohne Probleme erkunden…Nur solltest du dann Geld und Kamera im Hotel lassen, dafür aber den Pfefferspray griffbereit haben…
Nachdem wir die Stadt genug erkundet hatten, saßen wir die meiste Zeit in unserem Zimmer am Fenster und beobachteten das Leben auf der Plaza unter uns. Dicke deutsche Touristen, Clowns, Ketterlverkäufer, Brasilianerinnen die trotz ihrer 100kg wie Supermodels posieren, Dosensammler, riesige Touristengruppen mit eigenem Kameramann, tanzende Kinder, spontane Trommelsessions und immer wieder seltsame, falsche Gesänge zu Gitarrenmusik aus dem Tempel einer Sekte (Katoliker oder so ähnlich….)…
Aber als nach einer Woche des Wartens das Paket immer noch nicht in Salvador war fassten wir den Entschluss ins billigere Arembepe zu flüchten und in der dortigen Hippiekolonie ins Exil zu gehen…Auf einer Sanddüne wartet es sich gleich entspannter…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen