Arembepe ist das Wochenendausflugsziel der Mittelklassesalvadorianer, den Rest der Woche ist es aber angenehm ruhig. Zwei Kilometer außerhalb dieses ehemaligen Fischernests begab es sich aber in den 60ern, dass sich die Wege von Mick Jagger und Janis Joplin unter Kokospalmen kreuzten und eine Hippiekolonie entstand…Auch heute noch ist „Aldeia Hippie“ der Wohnort einiger Althippies, Künstler und Tagträumer. Es gibt bis heute weder Strom, fließend Wasser, noch Kanalanschluss, dafür jede Menge weißen Sand und Kokospalmen so weit das Auge reicht. Und wozu braucht man eine mega Stereoanlage, wenn man Gitarre, Trommeln, Kräuter und Freunde hat…
Ist doch verständlich, dass es uns hier gefiel, oder? Schon nach wenigen Tagen konnte man uns nicht mehr von den Einheimischen unterscheiden – Das hast du auf jeden Fall geschafft, wenn dich Tagestouristen fragen, ob sie ein Foto von dir machen dürfen… „Du Mami, schau mal da, echte Hippies!!!!“
Wir hatten unser Zelt bei Luis im Garten (auf seinem Teil der großen Sanddüne) aufgeschlagen und verbrachten die Tage im Schatten in der Hängematte baumelnd und die Abende shisharauchend und mit billigem Sangria am Strand…Beim Schweijern unter Tags leisteten uns Luis Katzen und Kevins Liebling – die coolste Henne der Welt – Gesellschaft. Dieses Huhn war nicht ohne Grund so zerzaust wie ein Klobesen. Es hatte einfach vor nichts und niemandem Respekt und klaute sogar den Katzen das Futter aus dem Maul. Morgens besuchte es uns erst mal um etwas vom Frühstückskaffee abzukriegen, fetzte 3 Runden ums Haus und verbrachte dann den restlichen Tag damit irgendwo Futter zu organisieren (in unserem Zelt, in den Rucksäcken, aus dem Kochtopf,…)
Nachdem nach 10 Tagen im Hippieexil das Paket im Internet noch immer als „unterwegs zum Zoll“ vermerkt war kletterten wir von unserer Düne herunter und fuhren auf gut Glück in die große, große Stadt um den Postlern mal ein wenig Feuer unter dem Hintern zu machen.
Wie sich herausstellte war unser Packerl auch schon seit mehreren Tagen im Postgebäude, es war nur vom Zoll noch nicht freigegeben. Da aus Versicherungsgründen der Wert am Paket vermerkt gewesen war und in Brasilien für Elektrogeräte 60% Zoll zu zahlen ist hatten wir ein Problem: der Spaß sollte uns ca. 1000US$ kosten. Da wir aber Touristen sind und in ein paar Tagen wieder aus dem Land ausreisen würden versuchten sie (weil wir gar so verzweifelt schauten) wirklich alles um das Paket anders freigeben zu können. Nach eineinhalb Stunden, in denen wir in der Post Völkerwanderungen, Händeringen und rauchende Köpfe ausgelöst hatten, drückte unser Postengerl beide Augen zu und den Stempel „LIBERTADO“ aufs Paket. Danke Sandra!
Erleichtert und um 2 Kameras schwerer stiegen wir in den Bus zurück nach Aldeia.
Etwa auf halber Strecke wurden bei einer routinemäßigen Polizeikontrolle alle Männer von einer 20Mann starken, schwer bewaffneten Sondereinheit „freundlich“ aus dem Bus gebeten, mit gespreizten Beinen gegen selbigen gelehnt und gesackelt. Und so lehnte Kevin da, in Batikshirt, Badehose und Sandalen…nur 2 Sachen in seinen Taschen: ein Feuerzeug und einen Pfefferspray. Ersteres war den Beamten relativ egal, dank zweiterem durfte Marita auch aussteigen. Zitat eines Polizisten: „He, temos um hippie armado!“ – „Wir haben da einen bewaffneten Hippie!“ Nachdem sich aber herausstellte, dass wir Touristen waren und im Hippiedorf wohnten, entspannte sich die Lage wieder und die Läufe senkten sich – das ist einfach viel zu viel administrativer Aufwand: zwei ausländische Hippies, einer bewaffnet, der andere ohne Ausweis, dafür mit 2 neuen Kameras unbestimmter Herkunft…
Zurück im Hippiedorf entspannten wir erst mal gründlich und planten dann, den Grund unseres ewigen Wartens endlich in den Händen haltend, unsere Weiterreise/Flucht.
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