Sonntag, 16. September 2007

Mit dem Frachtschiff von Pucallpa nach Iquitos...

Nachdem wir in Pucallpa alles fürs Riverboat-fahren besorgt hatten (Hängematten, Getränke, Futternapf, Moskitoschutz,…) packten wir unser Zeug und marschierten zum Hafen. Dort fragten wir uns durch welches Boot nach Iquitos fahren würde und gingen an Bord.
Diese Boote sind Frachtschiffe, die Iquitos mit allem Nötigen versorgen. Iquitos ist nämlich weltweit die größte Stadt ohne Straßenanschluss. Alles was es dort zu kaufen gibt wurde entweder vor Ort erzeugt, oder per Schiff oder Flugzeug hintransportiert. Diese Frachtschiffe nehmen meist auch Passagiere mit, die aber eher ein Nebenverdienst sind. Es gibt zwar auch ein paar Kabinen, aber die sind natürlich zu teuer für uns und außerdem hat das keinen Style – Wir machten es wir die Einheimischen und schliefen in Hängematten am Oberdeck. Hier geht es ziemlich chaotisch zu und jeder hängt seine Matte dort hin, wo noch Platz ist (oft auch neben oder zwischen die Fracht).
Es gibt auch keine fixen Abfahrtszeiten, sondern die Boote legen dann ab, wenn sie voll beladen sind.
Unser Boot transportierte von Obst und Gemüse über Möbel und Zement bis hin zu Fischen und Riesenschildkröten alles. Ablegen sollten wir planmäßig noch am selben Tag. Der Zement war aber noch nicht vollständig an Bord und deshalb verbrachten wir (um Hotelkosten zu sparen) die erste Nacht am Boot im Hafen. Auch am zweiten Tag kam etwas dazwischen, da die Marine das OK zum Ablegen noch nicht erteilt hatte – Aber wir haben ja Zeit und ans Hängemattenschlafen gewöhnt man sich am besten ohne Schaukeln…
In den frühen Morgenstunden des dritten Tages legten wir dann endlich ab und tuckerten Richtung Iquitos.
Das Leben an Boot ist sehr einfach aber gemütlich. Drei mal am Tag gibt’s was warmes zu Essen - auch wenn es jeden Tag das Gleiche ist…wässriger Brei zum Frühstück; Reis, Bananen und irgendein Stück Fleisch (Huhn, Schwein, Ratte?) zu Mittag und Nudelsuppe mit Kochbanane zum Abendessen. Aber wir sind ja inzwischen nicht mehr wählerisch was Nährstoffe angeht (auch Salmonellen haben Kalorien, oder?) Während sogar einige Peruaner an Bord Probleme mit dem Essen bzw. seiner Verdauung hatten ging es uns wunderbar – wir haben wirklich schon Saumägen!
Zu tun gibt es den ganzen Tag nichts außer faul in der Hängematte liegen, lesen, knüpfen, mit den Hängemattennachbarn quatschen und das Ufer vorbeiziehen sehen.
Kevins Lieblingsplatz war das Dach des Schiffes wo er stundenlang cocakauend saß und den Delfinen beim spielen zusah. Von dort oben hat man eine geniale Aussicht. Man sieht immer wieder kleine Dörfer und Siedlungen am Ufer. Oft steht auch irgendwo nur ein Dach mit einer Wäscheleine daneben, einem Bananenfeld dahinter und einem Einbaum am Ufer. So einfach kann das Leben sein…Besonders zu Sonnenuntergang ist die Stimmung am Fluss atemberaubend!
Während sich Kevin am Dach von der Sonne braten ließ genoss Marita das Leben in der Hängematte. Zum einen, weil es dort schattig ist, zum anderen, weil einer von uns immer bei den Rucksäcken bleiben musste. Es wechselt auf diesen Booten sehr viel, sehr schnell den Besitzer. Angeblich gibt es Menschen, die nur aus diesem Grund mitfahren. Besonders kurz vor und in den Häfen muss man aufpassen, dass seine Sachen nicht von Bord gehen.
Am 4. Reisetag kamen wir um 10 Uhr nachts dann in Iquitos an. Deshalb und da es in Strömen schüttete beschlossen wir noch eine Nacht am Boot zu schlafen um wiederum Hotelkosten zu sparen und trocken zu bleiben.
Der Kapitän war sogar noch so nett und gab uns für die letzte Nacht eine der jetzt sowieso ungenutzten Kabinen zum Schlafen.
Am nächsten Morgen wurden wir schon vor Sonnenaufgang vom regen Treiben im Hafen geweckt. Bananen wurden abgeladen, Fische noch an Bord verkauft, Aligatorschwänze, Piranhas und Riesenschildkröten wechselten den Besitzer. Am Nachbarboot war am Vortag eine Kuh verendet, die nun von 10 Mann die schlammige Hafenböschung hinaufgeschleift wurde. Lautsprecher tönten und Motocarros röhrten – Kein Wunder, dass wir wach waren.
Nachdem wir dem Hafentreiben mehrere Stunden vom Boot aus fasziniert zugesehen hatten, schulterten wir die Rucksäcke und marschierten Richtung Zentrum.

1 Kommentar:

Lisa hat gesagt…

hallo eine Frage - wie war den der Wasserstand um die Zeit?
habe gehört es kann sein das er niedrig ist und die Fahrt dann sehr lange dauern kann... :)

vielen Dank für die Antwort und den tollen Beitrag
lg lisa