Sonntag, 19. August 2007

Cusco und das Valle Sagrado...

Auf Quechua (andine Ursprache, die auch heute noch von vielen Menschen gesprochen wird) bedeutet Cusco „Nabel der Welt“. Der Legende nach wurde die Stadt von den ersten Inka Manco Capac und Mama Ocllo (seiner Schwester bzw. Frau) deswegen an dieser Stelle gegründet, weil ihr Speer hier ohne Widerstand im Boden versank und sie somit den Nabel oder die Mitte der Welt gefunden hatten. Von hier aus bauten sie ihr riesiges Imperium auf…
Als vor ein paar hundert Jahren dann die Spanier über die Inka siegten zerstörten sie die alten Tempel und errichteten ihre Kathedralen und Prunkbauten auf deren Grundmauern (welche bei Erdbeben unbeschadet stehen bleiben während die Aufbauten erhebliche Schäden davontragen…)
Cusco ist gerade wegen dieser Mischung interessant und ist deshalb leider auch eines der Touristenzentren in Südamerika – Wir waren von Anfang an genervt! Man kommt sich vor wie ein riesengroßes Sparschwein, dem alle nur das Geld aus den Taschen ziehen wollen.
Da es kurzfristig so aussah als könnten wir in La Paz in einem Kinderdorf mitarbeiten saßen wir gewissermaßen in Cusco fest, während wir auf eine Antwort warteten. Wir nutzten die Zeit indem wir uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Cusco und Umgebung ansahen.
Wir machten den Fehler eine übertouristische Tour zu den Ruinen in Pisac und Ollantaytambo im valle sagrado (heiliges Tal der Inka) zu machen – viel Zeit auf irgendwelchen Kunstramschmärkten und kaum Zeit in den Ruinen…Es war uns eine Lehre – in Zukunft machen wir wieder alles do-it-yourself!
Die Ruinen in der näheren Umgebung besuchten wir auf eigene Faust und konnten dort nach Herzenslust herumklettern und alles erkunden. Wir fuhren mit einem einheimischen Bus bis nach Tambomachay (die am weitesten von Cusco entfernte Ruine) und gingen dann über Pukapukara und Q’enko bis nach Sacsayhuaman (davon haben wir leider aufgrund eines Speicherkartenfehlers keine brauchbaren Fotos…)
Nachdem wir alle Ruinen und sonstigen Sehenswürdigkeiten gesehen hatten und noch immer auf Antwort aus La Paz warten mussten machten wir das Beste aus der Situation und verzogen uns ins Künstlerviertel San Blas, wo wir barfuss in der Sonne saßen, knüpften und lasen… So lässt sich sogar Cusco aushalten…
Nach über einer Woche erhielten wir dann die enttäuschende Nachricht, dass aus unserer spontanen Volunteer-Aktion doch nichts werden würde und so begannen wir gleich mit den Vorbereitungen für unser nächstes Vorhaben…

Dass wir Machu Picchu sehen wollen war von Anfang an klar, da das einfach dazugehört, wenn man schon mal in Peru ist. Und dass wir nicht mit dem Zug fahren würden war auch klar (Zugfahrt von wenigen Stunden kostet in der billigsten Klasse ca. 100 Dollar und das ist der einzige offizielle Weg hinzukommen).
Der große Trend im Moment ist es den Inkatrail zu gehen, was aber nicht mehr so leicht und schön wie noch vor wenigen Jahren ist: Man kann nur mit einer geguideten Tour gehen, was man schon monatelang im Voraus buchen muss. Man darf seine Sachen nicht selber tragen und Tragtiere sind auch verboten, da ihre Hufe den Trail beschädigen. Deshalb wird das ganze Zeug auf arme peruanische Träger verladen, die in großen Gewebesäcken mit Stofftüchern als Trageriemen bis zu 30 kg schleppen…für einen Hungerlohn. Um den Inkatrail machen zu können zahlt man aber Länge mal Breite. So was können wir weder mit unserem Geldbörsel noch mit unserem Gewissen vereinbaren.
Auf der Suche nach einer Alternativroute hörten wir dann auch von der Ruinenstadt Choquequirao, die genauso groß ist wie ihre Schwester Machu Picchu, aber erst vor kurzem wiederentdeckt wurde. Der Großteil der Stadt ist immer noch vom Dschungel bedeckt und die einzige Möglichkeit hinzukommen ist zu Fuß. Und als wir auf einer Karte dann auch noch entdeckten, dass es einen kleinen Pfad gibt, der die zwei großen Ruinenstädte miteinander verbindet war klar – das MÜSSEN wir gehen! 123km durch die Wildnis, viele Tausend Höhenmeter rauf und wieder runter – also echt nichts für Schwachonis!
Es gibt nur sehr wenige Touristen, die sich diesen Trail antun – und wenn, dann nur mit Guide, Tragtieren (oft mehr Mulis als Trekker) und expeditionsartiger Ausführung. Da für uns aber zum Trekken auch dazu gehört sein eigenes Zeug zu tragen und wir nicht einsehen wie so ein armes Musli dazukommt unsere Sachen schleppen zu müssen, planten wir etwas angeblich unmögliches: diesen Trail ohne Mulis und Guide zu machen…
Wir hatten auch nach längerer Recherche weder jemanden ausfindig machen können, der diesen Trek solo und ohne Mulis gemacht hätte, noch konnten wir viel Information darüber auftreiben. Jedem, dem wir von unserem Vorhaben erzählten riet uns davon ab.
Aber genau das machte es interessant – Es gibt immer eine Premiere...

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