Sonntag, 22. Juli 2007

Chachani...

Da Jörg der Sache mit der Wochenendstreikpause nicht so ganz traute wurden wir am Samstag schon um halb 6 vom Hostal abgeholt. Das Geländeauto brachte uns an verlassenen Straßensperren vorbei und über Rumpelpisten bis auf 4800m. Von dort begann der Aufstieg ins 600m höher gelegene Basecamp. Nachdem das Camp stand und unsere Ausrüstung für den nächsten Tag angepasst war machten wir noch einen kurzen Akklimatisationsaufstieg um in der folgenden sehr kurzen Nacht wenigstens ein bisschen schlafen zu können. (Für alle, die keine Erfahrung im Höhenbergsteigen haben: Ab ca. 3500m sollte man nicht mehr auf der erreichten Tageshöhe schlafen, sondern noch einige hundert Meter auf- und wieder absteigen um den Kreislauf zu entlasten.)
Wir verkrochen uns früh in unsere Schlafsäcke um in der Nachmittagswärme wenigstens noch ein bisschen Ruhe zu bekommen. Während der Nacht kühlte es auf -10 Grad ab und in Verbindung mit der dünnen Luft fällt das Schlafen noch schwerer. Immer wieder schreckt man hoch, weil man das Gefühl hat, dass bei zu tiefem Schlaf einfach die Atmung aussetzt…Man hat Kopfschmerzen und es ist einem konstant übel.
Um kurz nach 1 in der Nacht weckte uns unser Bergführer (bzw. sagte er uns nur Bescheid) und nach einem heißen Tee ging es im Stockfinsteren, warm eingepackt dem Gipfel entgegen.
Die erste Stunde folgten wir einem steilen, aber einfachen Pfad bis wir an den Rand des ersten Eisfeldes kamen. Dort wurden dann die Steigeisen angelegt und im Schein der Kopflampen tasteten wir uns über das steile Eis. Der Untergrund ist hier sehr hart, da der Schnee bzw. das Eis jeden Nachmittag antaut um dann in der Nacht wieder steinhart zu gefrieren. Es ist ein sehr seltsames Gefühl in einer ca. 60 Grad steilen Eiswand zu stehen und die Taschenlampe leuchtet nur einige Meter aus. Beim Blick nach unten sieht man nur das blanke Eis, das nach 50 Metern mit der Dunkelheit verschmilzt – Es könnte also 55 oder 555 Meter fast senkrecht nach unten gehen…Trittsicherheit ist hier gefragt!
Je weiter wir aufstiegen, desto kälter und windiger wurde es. Das Problem in so großen Höhen ist, dass man aufgrund der dünnen Luft sehr langsam aufsteigen muss. Der Kreislauf ist zwar in vollem Gange (Puls 180) aber die Muskeln werden so langsam bewegt, dass sie schneller auskühlen als sie der Körper erwärmen kann. Trotz der 5 Lagen übereinander froren wir also wie blöd. (siehe Fotos) Kurz vor dem Gipfel zog dann Nebel auf, der aufgrund der inzwischen herrschenden -20 Grad sofort gefror, egal wo er hinfiel. Unsere gesamte Kleidung und Ausrüstung war mit feinen Eiskristallen überzogen. Marita kriegte sogar ein Eisbärenbussi ab…
Nach 5 Stunden (andere Gruppen brauchen dafür 6-8 Stunden) erreichten wir dann den Gipfel. 6075m über dem Meeresspiegel!!!!!! Ein Gefühl, dass man nicht beschreiben kann!
Nachdem wir ein paar Cocablätter geopfert hatten, waren die Berggeister noch so nett und lüfteten den Nebelvorhang, um uns die geniale Sicht auf den Vulkan Misti und Arequipa freizugeben.
Temperaturbedingt stiegen wir bald wieder zügig ab und waren um kurz vor 10 schon wieder im Basecamp. Nachdem das Camp abgebrochen war, ging es in großen Schritten über den Vulkanschotter zum Startpunkt hinunter wo uns schon der Geländewagen erwartete. Um 1 Uhr Nachmittag stiegen wir völlig erschöpft, aber überglücklich vor unserem Hostal aus.
Der Hostalbesitzer war überrascht uns schon so früh zu sehen und fragte uns, ob wir es denn WIRKLICH bis nach oben geschafft haben, da normalerweise die Leute erst um frühestens 4 von der Tour zurück sind. Die einmonatige Akklimatisationsphase in Bolivien dürfte sich gelohnt haben…

Keine Kommentare: