Sonntag, 14. November 2010

Olympos - Römer, Hippies und brennende Steine





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Olympos war früher der Treffpunkt der Mittelmeerhippies und ist wohl immer noch eine der alternativsten Ecken der Türkei. Im Reiseführer wurden vor allem die tollen Unterkünfte in Baumhäusern angeboten, die ein einmaliges Erlebnis sein sollen. Es sollte auch ca. ein Dutzend Campingplätze in dem kleinen Dorf geben – Wir fanden keinen einzigen und die Baumhäuser sind auch keine wirklichen Baumhäuser, sondern eher auf Stelzen gestellte Gartenhütten. Eine unbefestigte Straße führt quer durch den Ort und endet beim Parkplatz zu den örtlichen Ruinen. Dort stellten wir unser Auto ab, zahlten die doppelte Parkgebühr und konnten auch die Nacht über stehen. So ein Wohnmobil hat schon seine Vorteile: Man ist nicht unbedingt auf einen Campingplatz angewiesen, sondern kann auch mal einfach nur parken – Wasser, Strom und Klo hat man ja mit. Da wir nun schon auf dem Ruinenparkplatz standen, beschlossen wir die Ortsbesichtigung noch ein wenig zu verschieben und uns gleich die Ruinen anzuschauen. Die liegen in einem tiefen, schattigen, bewaldeten Tal entlang eines kleinen Flusses, der ins Meer mündet. Die meisten der alten Gemäuer sind schon fest mit dem umliegenden Wald verwachsen und man spaziert auf kleinen Wegen von Ruine zu Ruine. Die antike Stadt Olympos war schon im 2. Jhd v. Chr. eine wichtige lykische Stadt. Bis ins 15. Jhd. hatten dann auch noch die Römer, die Venezianer, die Genueser und die Johanniter ihre Spuren hier gelassen. Heute kann man noch die Überreste einer Kirche, eines Apollontempels, eines Theaters und unzähliger Felsengräber (unter anderem das von Marc Aurel) besichtigen. Aber irgendwann sind alte Steine einfach nur das: Alte Steine.
Die Ortsbesichtigung fiel dann auch eher kurz aus, da alles was mit Touristen zu tun hat schön langsam für die Saison dicht macht und das ist in Olympos nun mal so gut wie jedes Haus. Nur mehr eine Hand voll Unterkünfte und ein, zwei Restaurants waren in Betrieb. Wir entschieden uns für eins bei dem die Köfte (gegrillte Fleischbällchen) besonders lecker ausschauten. Die Überraschung war groß, als wir genussvoll ins Fleisch bissen – dem Geschmack nach war es nämlich nicht das geglaubte Rind, sondern Lamm. Helgas Köfte müssen aus altem Ziegenbock gemacht worden sein. Wenn sogar Otto, der normalerweise Lamm gerne isst während dem Kauen besser nicht atmet... Da half auch der Rakı, den wir nach dem Essen tranken nicht sonderlich viel. Der Hammelgeschmack blieb uns noch bis am nächsten Tag erhalten.
Der Verdauungsspaziergang zu den Flammen der Chimaira kam uns da echt gelegen. Auf einem Hügel nahe Olympos treten brennbare Gase aus dem Berg aus. Schon in der Antike brannten schlugen hier Flammen aus dem Fels – angeblich damals so hoch, dass man sie vom Meer aus sehen konnte. Klar, dass so ein Naturphänomen der Stoff für Legenden ist. Nach der griechischen Mythologie lebte auf diesem Berg die Chimaira, ein Feuer speiendes Ungeheuer das teils Löwe, teils Ziege und teils Drache war. Der große Held Bellerophon bestieg sein geflügeltes Pferd Pegasus und forderte die Chimaira zum Kampf heraus. Natürlich besiegte er das Ungetüm und stieß es mit seiner Lanze unter die Erde. Bis zum heutigen Tage spuckt die Chimaira nun Flammen...und lustige Touristen können sich heute an ihrem feurigen Atem Zigaretten anzünden, darin herumstochern oder davor für ein Foto posieren.
Wir hatten uns nicht zu viel von den Flammen erwartet, da man die Flammen normalerweise nur Nachts gut sieht und sie unter Tags oft nur schwer auszumachen sind. Aber wir hatten echt Glück und die Chimaira war feuerspeiend aufgelegt... oder es war Hochdruck, hohe vulkanische Tätigkeit oder sonst irgendein Zustand, der für hohe Flammen günstig ist. Auf dem ganzen Hang züngelten die Feuer aus dem Fels – als hätte jemand dahinter den Gashahn aufgedreht. Einfach magisch!
Wir hätten echt was zum Grillen oder wenigstens einen Topf Wasser zum Kaffeekochen mitnehmen sollen!

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