Freitag, 15. Jänner 2010

Ab in den laotischen Dschungel...

In einer langen, holprigen Busfahrt ging es in das kleine Nest Nong Kiaw, das uns wegen seiner spektakulären Lage am Flussufer zwischen
hohen Felswänden sofort gefiel. Hier blieben wir 2 Tage und erkundeten die Gegend ein wenig. An einem Tag spazierten wir zu einer nahe Unser erster Stopp in Laos war in Luang Nam Tha, wo man laut Reiseführer günstige Dschungelhikes machen kann…Leider ist das hier schon lange nicht mehr so – Geguidete Hikes sind schweineteuer und die ganzen kleinen Ortschaften rundherum, sind vom so genannten Öko-Tourismus schon völlig überlaufen (und verdorben). Das Problem mit den „Ökotouristen“ ist nämlich dass die meisten die Idee des Ökotourismus nicht ganz verstanden haben. Es geht nämlich nicht darum möglichst viel Geld dazulassen, sondern einfach fair zu bezahlen. Der Marktlady ist nämlich nicht geholfen wenn man ihr statt der 20cent die sie verlangt einen ganzen Dollar gibt – „…weil es ja im vergleich zu uns daheim eh so billig ist.“
Das Problem bei so extremer Überbezahlung ist nämlich dass die Erwartungen immer mehr steigen und die Leute jegliches Gefühl für den Wert ihrer Waren verlieren. Es ist schon OK wenn man einen kleinen Touristenaufschlag zahlt, aber dieser sollte in einem vernünftigen Rahmen bleiben. Mag sein dass ein Kilo Bananen in Österreich 1,5€ wert ist, aber in Laos ist es nicht mehr als 2o cent wert.
So, jetzt aber wieder zurück zum Thema…
Um also noch eine Chance auf das WIRKLICHE Laos zu haben müssten wir schon weiter raus ins Hinterland…und genau das machten wir. gelegenen Höhle, in der sich die Bewohner von Nong Kiaw während des zweiten Indochinesischen Krieges verschanzt hatten. Die Höhle an sich, war eigentlich nicht so aufregend, die Bambusleitern im Inneren dafür um so mehr – Auf wacklig zusammengebundenen Bambusstangen hantelt man sich in einen 15 Meter tiefer gelegenen Höhlenabschnitt, inständig hoffend, dass die „Leiter“ seit den 60ern schon wieder mal auf ihre Sicherheit gecheckt worden ist…
Abends versuchten wir uns dann im Fluss Nam Ou beim Fischen – Schade, dass aus dem leckeren Abendessen nichts geworden ist...Wahrscheinlich waren die mit grünem Schleim gefüllten Regenwürmer, die wir am Ufer fanden dann doch nicht so gut als Köder geeignet…
Am nächsten Tag ging dann endlich wirklich raus ins ländliche Laos! Über den Fluss Nam Ou mit seinen vielen Stromschnellen fuhren wir in einem kleinen Boot in das Dorf Muang Ngoi. Dieses kleine, vom Tourismus gerade erst entdeckte Nest hat keinen Straßenanschluss und die einzige Möglichkeit hierher zu kommen ist die einstündige Bootsfahrt von Nong Kiaw.
Da es in Muang Ngoi aber nicht viel zu sehen gibt, hielten wir uns hier nur kurz auf und sammelten bei den Trekkingtouranbietern alle Infos die wir über die Gegend kriegen konnten. Wir gingen nach alt bewährter Taktik vor: Man tut so, als ob man eine Tour machen wollte und fragt ganz nebenbei wie es mit Transport, Unterkunft, Route und Zustand des Weges aussieht…Und dann hat man meist genügend Information um das Abenteuer solo zu starten – Geguidete Touren sind uns eh einerseits zu teuer und andererseits zu langweilig! In Muang Ngoi stellte es sich allerdings als relativ schwierig heraus Infos zu bekommen. In Laos kriegt man praktisch keine brauchbaren Karten und so mussten wir mit dem Foto einer handgemalten Karte und den Infos der freundlichen Laoten, die wir hoffentlich unterwegs treffen würden auskommen.
Tags drauf stärkten wir uns im Morgengrauen noch mit einer viel zu süßen Bananen-Kokos-Reissuppe und brachen dann in den Dschungel auf.
Auf halben Weg ins nächste Dorf erkundeten wir eine Höhle aus der ein Fluss heraus rinnt. Das war zwar ganz nett, aber dadurch dass die Höhle mit einem Schild angeschrieben war, war sie nicht nur „zu Tode erforscht“ sondern auch vermüllt. Als wir aber dann weitermarschierten fanden wir nach ein paar hundert Metern eine kleine, verstecktere Höhle die viel interessanter war. Im unteren Teil entdeckten wir eine Buddhastatue und der höher gelegene andere Eingang stellte sich als noch interessanter heraus. Wir kletterten durch immer kleiner werdende Gänge und jedes Mal wenn wir dachten es ginge nicht mehr weiter spürten wir von irgendwo einen leichten Luftzug und gelangten, wenn wir ihm folgten, wieder zu einem kleinen Durchgang, der in die nächste Kammer führte. So fanden wir nicht nur viele interessante Fels- und Kristallformationen, sondern auch noch ein Tier dass wir, obwohl wir schon in vielen Höhlen unterwegs waren noch nie gesehen hatten – einen ca.30cm langen Tausendfüssler mit viel zu langen Beinen, durch die er wie eine in die Länge gezogene Vogelspinne aussah! Echt schräg!!! Und leider zu schnell für ein Foto…Vielleicht haben wir da ja eine neue Spezies entdeckt...aber ohne Beweisfoto…
In Laos eine neue Tierart zu finden ist nicht so ungewöhnlich wie es klingt. Vor ein paar Jahren entdeckten hier Forscher zum Beispiel die seit 11 Mio. Jahren ausgestorben geglaubte laotische Felsenratte…fertig zubereitet auf einem Griller am Markt!!!
Nach ca. 2 Stunden durch Dschungel und Reisfelder kamen wir zu dem kleinen Nest Ban Na. Hier quartierten wir uns in einer der zwei einfachen Unterkünfte ein und genossen die geniale Aussicht auf die Reisfelder. Am nächsten Tag beschlossen wir, gemeinsam mit zwei Deutschen die wir kennen gelernt hatten, zu einem nahe gelegenen Wasserfall zu gehen. Im benachbarten Dorf stärkten wir uns noch mit einem Lao-Tee und bekamen von der Restaurantbesitzerin noch einen Haufen gute Ratschläge, eine Wegbeschreibung und ein Messer mit auf den Weg. Mit dem Messer sollten wir uns ein bisschen Wegzehrung von den Bäumen schneiden….Am Weg zum Wasserfall standen nämlich haufenweise Pomelobäume. Wir schlugen natürlich kräftig zu – Wie oft hat man schon die Möglichkeit frische Pomelos direkt vom Baum zu essen. Die Dinger vom Baum runter zu kriegen ist aber gar nicht so einfach. Es brauchte die Affenkletterkünste von André und ein paar akrobatische Zirkustricks von Kevin und Marita um an genügend der süßen Früchte zu gelangen…
Von den Pomelobäumen zum Wasserfall war es noch ca. eine Stunde über schlammige Dschungelpfade und durch blutegelverseuchte Bäche und als wir endlich vor dem Wasserfall standen wussten wir…Das hätten wir uns echt sparen können! Wegen der Trockenzeit war der „Wasserfall“ nicht mehr als ein Rinnsal, dass über ein paar Felsen tröpfelt. So machten wir uns, bevor uns die Blutegel lebendig auffraßen, wieder auf den Rückweg.
Ban Na liegt mitten in den Reisfeldern und wir waren genau zur Reisernte dort. Das heißt, dass sämtliche Dorfbewohner von der Früh bis am Abend auf den Feldern sind, da hier alles noch per Hand geerntet wird. Und wenn schon alle zusammen sind fließt natürlich auch der Lao-Lao in Strömen. (Lao-Lao ist ein Reisschnaps, den hier heraußen jeder selbst brennt.) Wenn dann so eine Partie Weißnasen am späten Nachmittag von einem Dschungelhike auf dem Weg ins Dorf an den schon ziemlich heftig bedienten Reisbauern vorbeimarschiert, müssen sie natürlich auch mal einen kräftigen Schluck aus dem grindigen Plastikbecher (der wahrscheinlich seit den 1980ern nicht mehr ausgewaschen worden ist) nehmen. Bis wir zurück bei unserer Unterkunft waren hatten wir (gezwungenermaßen) mit dem gesamten harten Kern des Dorfes angestoßen.
Nach einem weiteren Ausspanntag in Ban Na wollten wir endlich weiter in den Dschungel vordringen. Unser Ziel für den Tag war das auf einem Bergkamm gelegene Dorf Ban Pon.
Nach mehreren Stunden des bergauf marschieren kamen wir völlig außer Atem in dem kleinen Nest an und wurden gleich mit einem „Hello! Sleep Ban Pon?“ empfangen. Ehe wir uns versahen saßen wir in einer einfachen Hütte am Boden und bekamen von der Frau unseres Gastgebers ein leckeres Essen gekocht. Eigentlich ist es noch viel zu früh gewesen und wir hätten locker noch ein paar Stunden weiter ins nächste Dorf gehen können, aber wir wurden in Ban Pon so freundlich empfangen, dass uns die Entscheidung zu bleiben nicht schwer fiel.
In dieses kleine Dorf so weit weg vom Schuss verirren sich nur sehr selten Reisende, weshalb wir vom gesamten Dorf neugierig beäugt wurden.
Am Nachmittag führte uns unser Gastgeber zu einem Wasserfall in der Nähe. Hätten wir gewusst, dass sich der Wasserfall am Boden des Tales befindet und das einen 45minütigen Aufstieg über schlammiges Dschungelterrain bedeutet, hätten wir uns das vielleicht noch mal überlegt. Andererseits war es echt faszinierend diesen Wasserfall zu sehen, da die Bewohner des Dorfes hier das Gefälle des Wasserfalls nutzen um Strom zu produzieren. Mit genau ineinander gepassten Bambusrohren leiten sie das Wasser vom oberen Ende des Wasserfalls zu Turbinen am Fuß des Wasserfalls. Bio-Strom mitten im Dschungel! Mit einfachen 220Volt Kabeln wird dann der produzierte Strom ins eine Stunde entfernte Dorf transportiert. Es kommt zwar nicht viel davon an, aber es reicht um ein paar Glühbirnen zu betreiben. Schaltet jedoch der Nachbar seinen alten Fernseher ein kann es passieren, dass bei dir nicht mal mehr genügend Saft ist um eine Glühbirne zu betreiben…
Bei einem anschließenden Spaziergang durch das Dorf bekamen wir einen ganz guten Einblick ins Dorfleben: Alte Frauen flechten Körbe aus Bambusfasern, ein paar Männer reparieren Werkzeug in einer improvisierten Schmiede, Kinder spielen im Pausenhof der Schule…und alle grüßen uns mit einem breiten Lächeln und einem freundlichen „Sabadee“…Genau das sind die Momente, in denen man weiß warum man unterwegs ist!!!
Am Abend wurden wir wieder lecker bekocht. Auf dem Speiseplan: Nudeln, Reis und…Dschungelratteneintopf! Marita hatte das Glück beim Griff in den Topf ein Hinterbein zu erwischen. Kevin war mit seinem Schwanz nicht ganz so glücklich.
Für alle die sich jetzt fragen wie Ratte schmeckt: Naja, so ein bisschen wie Meerschweinchen oder Eichkätzchen, nur dass die Laoten auch den Nährwert von Haaren in Betracht ziehen… aber mit genügend scharfer Soße rutschen die ganz gut!
Nach dem Abendessen kam nach und nach das ganze Dorf vorbei um die Besucher genauer zu beäugen und mit ihnen einen Lao-Lao zu trinken. Dafür, dass unsere Sprachbarriere doch beachtlich war (kein Lao von unserer Seite und kein Englisch von unseren Gastgebern) konnten wir doch ganz schön viele Geschichten austauschen. Marita kauerte mit einer Gruppe Kinder über unserem „Ohne-Wörterbuch“ und hatte einen Riesenspaß den Kindern den englischen Namen zu den Bildern zu nennen und im Austausch den Lao-Namen nicht völlig falsch auszusprechen. Kevin und Martin halfen inzwischen den Dorfbewohnern einfache Sätze auf Englisch zu lernen wie „Willst du hier essen?“ oder „Wohin gehst du?“ um die Kommunikation mit weiteren Reisenden einfacher zu machen.
Am nächsten Morgen wollten wir früh los um ins nächste Dorf zu gelangen. Leider hatte es in der Nacht zu regnen angefangen und hörte bis 9Uhr am Vormittag nicht auf. Der Boden verwandelte sich durch den ganzen Regen in eine rutschige Schlammpiste, was das Vorankommen sehr mühselig machte. Die vom Regen schwer gewordenen Pflanzen hingen in den Weg (was uns nicht nur patschnass machte, sondern auch das Wegfinden extrem schwierig gestaltete) und jedes kleine Rinnsal hatte sich in einen reißenden Fluss verwandelt. Nach über 2 Stunden Schlammschlacht standen wir dann bei so einem netten Bächlein an. Als es dann auch noch anfing wieder zu regnen mussten wir eine Entscheidung fällen – entweder wir marschieren weiter und kommen dann völlig nass, schlammig und stinkend im nächsten Dorf an, oder wir kehren um und gehen zurück bis Ban Na, wo wir unser eigenes Zimmer haben und unsere Wäsche waschen können. Obwohl wir doch noch gerne etwas mehr vom ländlichen Laos gesehen hätten entschlossen wir uns doch fürs Umkehren.
In den nächsten 3 Stunden kämpften wir uns über den seifigen Untergrund zurück ins Tal. Da der Großteil von Maritas Schuhprofil auf den Vulkanen von Nicaragua zurückgeblieben war, hatte sie besonders mit dem rutschigen Untergrund zu kämpfen und machte regelmäßig Ganzkörperbodenkontakt.
Kurz vor Ban Na mussten wir dann noch einen Fluss überqueren, der am Hinweg etwa knietief und glasklar gewesen war. Jetzt war er dunkelbraun und reichte uns etwa bis zur Hüfte. Nachdem wir uns am anderen Ufer sämtliche Blutegel von den Füßen geglaubt und die Stiefel wieder angezogen hatten, waren es nur noch wenige hundert Meter bis zu unserem Bungalow und der heiß ersehnten Katzenwäsche (sprich Generalentschlammung).
Nach einem Pausentag ging es zurück in die Zivilisation. Von Muang Ngoi ging es dann mit dem Boot zurück nach Nong Kiew und von dort mit einem Songteaw (Pickup mit 2 Sitzbänken hinten drauf) nach Luang Prabang – DEM Touristenziel in Laos.

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