Dienstag, 23. Dezember 2008

Tela und Omoa - die Karibikkueste Honduras'

Nach so viel Geschichte und alten Steinen brauchten wir wieder etwas Entspannung. Und wo lässt es sich besser ausspannen als an der heiß geliebten Karibik. Nach über einem halben Jahr endlich wieder Salzwasser in der Nase!

Unser erster Halt in Tela war eher enttäuschend – der Reiseführer hat wieder mal zu viel versprochen. Die Strände waren nicht so besonders (wir sind inzwischen aber auch verwöhnt) und die Stadt selbst hat überhaupt nichts Karibisches. Sie ist halt nur zufällig hier gebaut worden…

Die einzige Besonderheit war unser Hotel - wieder einmal eine dieser Hütten, die in keinem Reiseführer steht und doch (oder gerade deshalb) etwas Besonderes ist. Als wir zum ersten Mal davor standen glaubten wir, dass diese Bruchbude schon lange nicht mehr in Betrieb ist – ein erblasstes Schild auf einem uralten, halbvermoderten Holzbalkon und keine ersichtliche Eingangstür. Als wir wieder umdrehen wollten kam ein Nachbar angelaufen und lotste uns durch einen schmalen Wellblechdurchgang an der Seite des Hauses in einen Hinterhof wo einige alte Männer so in ihr Kartenspiel vertieft waren, dass sie uns nicht mal wahrnahmen. Nach ein paar lauten „Buenas tardes!“ machte sich dann doch einer die Mühe und nahm sich um uns an. Der Alte schielte an uns vorbei (oder schaute er uns beide zugleich an?) und deutete uns ihm zu folgen. So ging es durch seine Küche, über eine wacklige Holztreppe mitten hinein ins Geisterhaus. Der Boden hatte nicht mehr alle Dielen und man sah ins darunter liegende Wohnzimmer. (Merke: Nachts nicht ohne Taschenlampe aufs Klo gehen!) Die Matratze war zu weich und durchgelegen, der uralte Industrieventilator quietschte und wackelte und am Balkon hätte man bei Wind seekrank werden können, aber es war die bei weitem günstigste und stilvollste Unterkunft seit langem!

Nach Tela ging es in das kleine, verschlafene Karibiknest Omoa wo wir endlich unser heiß ersehntes Karibikflair fanden! Einst sehr touristisch ist es heute eher ruhig. Seit sie die Straße zur Grenze nach Guatemala ausgebaut haben, verirren sich nur mehr wenige Backpacker hierher.

Wir fanden ein perfektes Hostel und blieben (wieder mal) hängen… Wir schliefen günstig in Hängmatten, hatten Küche, Garten, Waschplatz und gratis Fahrräder und Kajaks. Tagsüber erkundeten wir die Gegend und die Abende verbrachten wir, so wie die Einheimischen, fischend am Steg.

Bei einem Kajakausflug entlang der Küste begegnete uns ein Fischer in seinem Ruderboot. Mit einem „Ya conocen el rio?“ (Kennt ihr den Fluss schon?) lud er uns ein ihn zu begleiten. Er war gerade unterwegs ein paar Bambusstangen abzuholen und brauchte, wie es schien, ein bisschen Unterhaltung. So sahen wir nicht nur den schönen Fluss, sondern erfuhren auch noch so einiges über hondurianische Politik, misslungene Agrarreformen und die Alltagssorgen der örtlichen Fischer – besser als jede gebuchte Paddeltour!

So schön es war im Paradies, aber irgendwann (als das Geld knapp wurde) mussten wir dann doch weiterziehen. Unser nächstes Ziel, das guatemaltekische Flores, war aber gar nicht so leicht zu erreichen. Im Gegensatz zu Südamerika, wo es zu fast jedem x-beliebigen Ziel einen Direktbus gibt, muss man in Mittelamerika bei jeder 2. Kreuzung oder Ortschaft den Bus wechseln. An diesem Tag saßen wir in 5! verschiedenen Bussen. Und das heißt: 5 mal den richtigen Bus erraten, 5 mal den Fahrpreis ausstreiten, 5 mal Packln reinschlichten und immer aufmerksam sein, dass dein Rucksack nicht vor dir aussteigt.

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