Samstag, 31. Mai 2008

Darien - über die letzte wahre Grenze Amerikas...

Nach fast 1 ½ Jahren in Südamerika sollte es endlich nach Mittelamerika weitergehen. Das einzige Problem hierbei ist, dass es zwischen Kolumbien und Panama keine Straße und somit auch keinen regulären Grenzübergang gibt. Hier endet irgendwo im kolumbianischen Dschungel die Ruta Panamericana und fängt erst 150km weiter in der kleinen panamesischen Ortschaft Yaviza wieder an. Dazwischen befindet sich das berüchtigte Darien Gap – ein praktisch undurchdringliches Dschungelgebiet wo sich Sümpfe mit steilen Berghängen abwechseln. Neben diversen großen Raubtieren bewohnen auch allerlei giftige Tierchen dieses Gebiet und als wäre das noch nicht genug tummeln sich auch noch so einige Guerillas, Schmuggler und andere Banditen unter dem dichten Blätterdach des Darien.
Die einzige offizielle Variante von Kolumbien nach Panama zu kommen wäre ein Flug, was aber weder zu unserem Reisestil noch Budget passt. Also nichts wie rein ins Vergnügen! Nach langer Internetrecherche fanden wir eine relativ sichere und vor allem günstige Variante diese Grenze zu überqueren.
Mit dem Bus ging es bis Turbo, Kolumbiens letzter großer Karibikhafen vor der Grenze. Verständlich, dass hier nicht nur Bananen verschifft werden…14% der 200.000-Einwohner-Stadt leben direkt oder indirekt vom Schmuggel oder anderen kriminellen Machenschaften. Ist ganz lustig, wenn man in Turbo auf der Plaza sitzt, sich 20 Leute aussucht und dann überlegt, welche 3 wohl die Kriminellen sind…
Von Turbo nahmen wir ein Schnellboot, das uns nach einem 2 ½stündigen rauen Wellenritt in der kleinen Ortschaft Capurgana absetzte.
Dieses kleine Nest an der Küste mitten im Darien ist das neue In-Ziel für kolumbianische Touristen. Es ist auch wirklich gemütlich mit seinen kleinen Gassen und Shops und ziemlich sicher aufgrund der Grenzpolizei, die hier ihren Stützpunkt hat. Wir beschlossen ein paar Tage zu bleiben und die Gegend rundherum etwas zu erkunden. Wenn man schon mal so viel Wildnis vor der Haustür hat…
An einem Tag wanderten wir nach Sapzurro, einer kleinen Ortschaft, die eine Bucht weiter liegt. Um dort hinzugelangen muss man 1 ½ Stunden auf einem kleinen Pfad durch den Dschungel gehen. Der Weg hin war überhaupt kein Problem. Wir gingen sogar noch weiter in die nächste Ortschaft La Miel, die schon zu Panama gehört. Auf der „Grenze“ befindet sich eine Sandsackstellung in der 2 Hängematten hängen. Eine olivgrüne und eine in fleckerltarn – passend zur jeweiligen Uniform. Hier schreiben sowohl der panamesische als auch der kolumbianische Soldat deinen Namen in ein Schulheft und du kannst die Grenze überqueren – Nur als Ausflug versteht sich, da man von La Miel sowieso nicht wegkommt.
Der Rückweg von Sapzurro nach Capurgana gestaltete sich als etwas problematischer als der Hinweg. Nach ca. 20 Minuten versperrte uns nämlich eine giftgrüne ca. 1 ½ Meter lange Schlange den Weg…und sie machte auch nach 10 Minuten des Wartens keine Anstalten diesen zu verlassen. Da ein Umgehen an dieser Stelle nicht möglich war versuchte Kevin sie zu verscheuchen indem er Holzstückchen in ihre Richtung warf. Anstatt sich aber ins Unterholz zu verziehen wurde sie aggressiv und attackierte die Holzstücke. Nach weiteren 10 Minuten unternahm Kevin einen zweiten Versuch an ihr vorbeizukommen. Mit einem 3 Meter langen Stock bewaffnet wollte er sich auf der anderen Seite des Weges an ihr vorbeischmuggeln. Das aggressive Mistvieh schoss aber direkt auf den Stock zu um ihn anzugreifen und zwang Kevin so in die Flucht. Sie war sich ihrer Gefährlichkeit so sicher, dass sie begann mit uns zu spielen. Sobald wir uns auf 10 Meter an sie heranwagten schlängelte sie sich wieder ganz gemächlich in unsere Richtung bis wir wieder genug Sicherheitsabstand zu ihr einhielten. Dieses Spiel wiederholten wir ein paar Mal, sahen aber dann bald ein, dass wir gegen sie keine Chance hatten und nicht an ihr vorbeikommen würden. Das hieß also zurück nach Sapzurro und hoffen, dass uns irgendwer zu einem halbwegs vernünftigen Preis zurück nach Capurgana bringen würde. Als wir zum Hafen kamen, legte gerade ein Fischer ab, der neben seinem Fang (2 Haie) noch Platz für uns hatte.
Nach ein paar Tagen an den Dschungelstränden des Darien ging es mit einem Fischerboot weiter nach Puerto Obaldia, wo wir den panamesischen Einreisestempel bekamen. Nach allen Formalitäten ging es weiter zum Flughafen, einer 500m langen unebenen Betonpiste gleich hinter dem Fußballplatz, die sich im Dschungel verläuft.
Von hier flogen wir mit der kleinen 17-sitzigen Aeroperlas-Maschine nach Panama City. Dort angekommen nahm uns gleich mal der Zoll in Beschlag. Das einzige wo sie Stress hatten war beim Einkassieren der Pässe, danach wurde alles in Ruhe erledigt. Nach 3 ½ Stunden kannten sie unseren gesamten Rucksackinhalt, unsere finanziellen Mittel, unsere weitere Reiseplanung und wir kriegten netterweise auch noch unsere Pässe zurück. Gemeinsam mit einem israelischen Pärchen, das wir am Flug kennen gelernt hatten fuhren wir in die Stadt hinein, die wir in den nächsten Tagen erkundeten.

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