Samstag, 6. März 2010

Kathmandu

Kathmandu, die Hauptstadt von Nepal, war einst einer der Endpunkte des Hippietrails, der von Europa in den fernen Osten führte. Am ehesten spürt man dieses Flair der 70er noch in einer kleinen Straße, die immer noch nach den schrägen, bunten Westerners benannt ist, die sich hier seit der Hippiezeit tummeln – Freakstreet!

Klar, dass wir uns auch hier einquartieren mussten, oder? Mit Freakstreet als Basis konnten wir in aller Ruhe das große, laute, dreckige und chaotische Kathmandu erkunden.

Die meiste Zeit verbrachten wir am großen Shivatempel mitten am Durbar Square und staunten über das chaotische Straßenleben und genossen die wenigen, wärmenden Sonnenstrahlen. Von Bangkok kommend waren wir Temperaturen um die 35°C gewöhnt und hatten mit den wenigen Plusgraden in Kathmandu ganz schön zu kämpfen. Kevin fing sich gleich eine deftige Bronchitis ein, was die Kälte nur noch unerträglicher machte. Auch der Smog und die auf der Straße liegenden Müllberge trugen nicht sonderlich zur Besserung bei. Da nämlich gerade wieder einmal die Müllabfuhr streikte, verwandelte sich Kathmandu schön langsam in eine riesige Mülldeponie. Und als dann die Leute in ihrer Verzweiflung anfingen den Müll zu verbrennen, wurden aus den stinkenden Bergen, qualmende Berge und das Smogproblem nur noch größer.

Aber Kathmandu hat auch seine schönen Seiten. Die ganze Stadt ist voller alter hinduistischer und teilweise buddhistischer Tempel und Religion und Alltag gehen fließend ineinander über. Überall hängen Blumengirlanden und in kleinen Nischen brennen Öllampen und Räucherstäbchen vor mit Farbpulver beschmierten Hindugöttern. Mitten in der Großstadt trotten heilige Kühe herum und tragen zum heillosen Verkehrschaos bei.

Ganz Kathmandu wirkt, als wäre es in der Zeit stecken geblieben. Alles ist ein wenig verwettert, abgeschossen und staubig – sogar die T-Shirts, die sie in der Freakstreet verkaufen sehen aus, als hingen sie schon seit den 70ern in der Auslage. (Naja, vielleicht tun sie das auch. Wer weiß?)

Und gerade dieses Fehlen von Hochglanz gibt Kathmandu dieses gewisse Etwas.

Es zeigt aber auch sehr deutlich, dass es Nepal nicht immer leicht hatte und noch immer mit seinen „kleinen Problemchen“ zu kämpfen hat. Noch bis vor wenigen Jahren herrschte hier Bürgerkrieg und obwohl inzwischen Frieden ist gibt es bis jetzt weder eine Verfassung noch eine richtige Regierung. Es herrscht chronischer Strommangel (oft gibt es nur 8 Stunden am Tag Elektrizität) und die berüchtigten Verkehrsstreiks legen alle paar Wochen das ganze Land lahm. Es gibt wahrscheinlich keinen Tag im Jahr, an dem nicht irgend ein Teil der Regierung, der Staatsbediensteten, der Transportunternehmen oder sonst wer streikt – Dass der Fortschritt da nur sehr schleichend von Statten geht ist also irgendwie verständlich...

Als lustiges Beispiel: Wir haben neulich in der Zeitung gelesen, dass das Ministerium für ländliche Entwicklung aufgrund des Loadsheddings (Stromabschaltungen) während der Bürozeiten nur etwa 2 Stunden am Tag Strom hat. Die restliche Zeit müssen die armen Beamten im Hof in der Sonne sitzen und Zeitung lesen, weil die Computer ja nicht gehen und sie nicht arbeiten KÖNNEN!

In einem Land wie Nepal muss man einfach anpassungsfähig sein – Fleeceunterwäsche statt Heizung, Kerze statt Glühbirne und wenn man abends raus geht IMMER eine Taschenlampe eingesteckt haben...

Ein wichtiger Sightseeing-Programmpunkt waren für uns die Outdoor-Ausrüstungs-Shops im Touristenviertel Thamel. Hier kriegt man alles was das Trekkerherz begehrt – mit dem gewünschten Markenlogo (und wenn dir das Mammut-Logo auf der Jacke nicht gefällt...geh ins nächste Geschäft und kauf die gleiche Jacke mit einem NorthFace-Logo.) Aber auch, wenn das Zeug, dass sie hier verkaufen keine Originale sind, so sind sie wenigstens gut und mit Originalmaterialien gearbeitet – Wo Windstopper drauf steht ist also meist auch Windstopper drin. Wir verfielen in einen Kaufrausch und deckten uns mit allem, was wir für unsere geplanten Treks im Himalaya brauchten, ein.- von der Softshell über die Goretexhose bis zum Daunenschlafsack...

Da Kevins Bronchitis nicht besser werden wollte (oder konnte) fuhren wir weiter ins wärmere Pokhara – dem Ausgangspunkt für unseren ersten Trek.

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