Pai war und ist eine Stadt in der man hängen bleiben kann. In den 70ern ließen sich hier einige Hippies nieder und auch heute noch zieht Pai eher die gemütlicheren Reisenden an. Wir hattten Glück und fanden einen kleinen, günstigen Bungalow mitten in den Feldern, am Rande von Pai, weit ab vom Rummel des Zentrums. Dank der Luxusanlage am anderen Flussufer hatten wir sogar Internet in unserer bescheidenen Bambushütte! Es gab aber auch einige Nachteile an unserer „Luxusunterkunft“: Die gesamte Anlage in der wir waren befand sich gerade im Um- bzw. Ausbau und unsere Bungalows stellten eigentlich nur noch eine Übergangslösung dar bis die neuen, teureren gebaut waren. Deshalb waren sie halt auch schon etwas baufällig. (Martin stellte sich sicherheitshalber sein Zelt im Zimmer auf, da sein Hüttendach schon so löchrig war, dass er schon beim geringsten Nieselregen baden gegangen wäre) Außerdem waren unsere Bungalows direkt neben dem örtlichen Thaibox-Zentrum, weswegen die idyllische Stille zu Trainingszeiten Kampfgeschrei, Machogeschnaube und Boxsacktritten weichen musste.
Dennoch genossen wir es mal wieder richtig ausspannen zu können und nichts tun zu müssen und Marita konnte sich so völlig auskurieren. Als uns das Nichtstun zu langweilig wurde knöpften wir uns die Umgebung von Pai mal etwas genauer vor und mieteten uns für einige Tage einen Roller.
Zuerst ging es zum Pai Canyon, einem Gebiet aus bizarren Felsformationen und Schluchten 7km außerhalb von Pai. Doch nachdem wir in der Mittagshitze eine Weile darin herumgeklettert waren brauchten wir dringend eine Abkühlung, die wir bei ein paar nahe gelegenen Wasserfällen auch fanden. Kevin und Martin machten es wie die örtlichen Jugendlichen und benutzten die Wasserfälle als Rutschen. Sie hechteten sich so lange in die Tiefe bis ihnen alles wehtat. Marita ging es etwas gemütlicher an und brutzelte den ganzen Tag auf den heißen Felsen.
An einem anderen Tag fuhren wir zu der 60km entfernten Höhle Tam Lod. Dort angekommen (nach 1 ½ stündiger Motorradfahrt über die kurvigen Bergstraßen Nordthailands) stiegen wir auf ein Bambusfloss um die Höhle zu erkunden. Durch die gigantische Tam Lod fließt nämlich ein Fluß, der eine Höhlenerkundung zu Fuß ziemlich nass und gefährlich machen würde. So ließen wir uns im Laternenschein durch die Höhle paddeln. Immer wieder stiegen wir ab um höher gelegene Kammern und Arme der Höhle zu bestaunen. Diese Höhle ist nicht nur riesig, sondern hat auch wunderbare Stalagmiten, Stalaktiten und andere Tropfsteinformationen. Viele davon glitzern und glänzen, wenn man sie mit der Lampe bescheint.
Das Schönste an der Höhle war aber die Floßfahrt aus der Höhle heraus – Lautlos gleitet man durchs Wasser, rundherum ist alles dunkel und plötzlich sieht man Licht am Ende der Höhle. Das Licht wird immer größer und man erkennt die wahre Größe dieser Höhle. Allein der Eingang ist gigantisch! – ein riesiges Tor in eine andere Welt, umrahmt von Lianen und Farnen…Einfach magisch!
Weniger magisch war dann der Trip zu einem weiteren Höhlenarm nach dem Absteigen vom Floß. Wir mussten fast knöcheltief durch Vogel- und Fledermauskacke waten um dort hinzugelangen. (Naja, ist ja auch eine echt schöne Wohngegend für Vögel und Fledermäuse). Dafür wurden wir dann in dieser Höhle mit uralten Holzsärgen, noch mehr genialen Tropfsteinformationen und einer meterlangen Schlangenhaut belohnt. (Auch klar, dass eine gute Wohngegend für Vögel und Fledermäuse, auch eine gute Wohngegend für Schlangen ist, oder?) Zurück in Pai, nach insgesamt 120km auf einem Motorroller auf kurvigen Bergstraßen, waren wir echt froh wieder zuhause in unserer kleinen Hütte in den Reisfeldern zu sein!
Zu Vollmond befand sich Pai dann im Ausnahmezustand. Beim jährlichen Fest Loi Kratong war alles was Beine hatte auf den Straßen des ansonsten eher verschlafenen Dorfes unterwegs (bis auf Marita, die wieder mal krank im Bungalow lag – der Höhlentrip war wohl doch noch ein bisschen zu anstrengend gewesen). Bei diesem 3 Tage dauernden Lichterfest ist es Tradition Kratongs (kleine schwimmende Bananenblattschiffchen, die mit Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen verziert sind) die Flüsse hinunter treiben zu lassen und kleine Heißluftballons aus dünnem Reispapier in den Nachthimmel steigen zu lassen. Solchen Traditionen muss man sich natürlich anschließen! Unser Kratong ist zwar bald abgesoffen und unser Ballon schon nach wenigen hundert Metern Flug in der Krone eines Baumes zum Stillstand gekommen…aber die Wünsche gehen angeblich auch bei Absaufen des Kratongs in Erfüllung und unser zweiter und dritter Ballonstart waren schon viel erfolgreicher!
Neben Schiffchen und Ballons gab es auch noch Umzüge, Tänze, die Wahl einer Schönheitskönigin, ein Tàkraw-Turnier (traditionelle Thai-Sportart – so ähnlich wie Volleyball, nur ohne Hände, sondern mit Füßen) und als absolutes Highlight Thaibox-Wettkämpfe zum Abwinken…
Nach fast 1 ½ Wochen in Pai hatten wir dann alles getan und gesehen und selbst das Nichtstun und Ausspannen wurde langweilig…außerdem war unser Thailandvisum am auslaufen und wir mussten schauen, dass wir aus dem Land kamen. Deshalb ging sich nur ein kurzer Stopp im Goldenen Dreieck aus, bevor wir nach Laos weiterreisen mussten.
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