Da wir Bangkok ja schon kannten und noch etwas Zeit tot zu schlagen hatten bis unser Freund Martin in Bangkok ankommen würde, fuhren wir an einem Tag ins nahe gelegene Kanchanaburi. In dieses Nest verirren sich eigentlich nur deshalb Touristen, weil hier ein sehr geschichtsträchtiges Bauwerk steht. Im Zweiten Weltkrieg ließen hier die Japaner tausende alliierte Kriegsgefangene eine Brücke für sich bauen um die Zugstrecke nach Myanmar durchgehend zu machen. Durch den Film „Die Brücke am Kwai“ wurde diese Geschichte weltberühmt. Die Kriegsgefangenen bauten nämlich nicht nur einfach eine Brücke, sondern taten das (um ihre eigene Überlegenheit und Stärke zu demonstrieren) in viel kürzerer Zeit, als die Japaner vorgegeben hatten (was eigentlich schon eine viel zu kurze Zeit für so ein Bauvorhaben war). Als die Brücke dann fertig gestellt war, flogen die Amerikaner einen Luftangriff gegen die Japaner in dem sie die Brücke zerstören wollten. In der Hoffnung die Attacke eventuell verhindern zu können, ließen die Japaner sämtliche Kriegsgefangene auf die Brücke marschieren um „ihren Befreiern zuzuwinken“.
Viele hundert Menschen verloren bei diesem Bombardement das Leben. Der Kwai war angeblich noch Tage nachher von ihrem Blut rot gefärbt.
Wir besuchten in Kanchanaburi das Museum, das sich mit der Geschichte auseinandersetzt und marschierten die (inzwischen wieder vollständig aufgebaute) Brücke auf und ab. Es ist eigentlich eine ganz normale Eisenbahnbrücke, die auch immer noch in Betrieb ist, auch wenn nur ein Zug pro Tag durchkommt. Man balanciert also über die Schienen und versucht all den entgegenkommenden Menschen auszuweichen, ohne in die Tiefe zu stürzen (so was wie ein Geländer hat eine Eisenbahnbrücke ja nicht). Das wirkliche Highlight auf der Brücke ist der alte Musikant der auf einer kleinen Brückenplattform den Soundtrack von „Die Brücke am Kwai“ fiedelt – kratzig und falsch zwar, aber es verkauft sich!
Am 19. Oktober kam dann Martin in Bangkok an. Da es ihm in Indonesien mit dem einsetzen der Regenzeit zu ungemütlich geworden war, hatten wir beschlossen das Festland von Südostasien gemeinsam unsicher zu machen. Da wir schon eine ganze Weile in Bangkok gewesen waren und Martin es auch schon von einem früheren Besuch kannte wollten wir schnell Richtung Nordthailand weiterziehen. Leider verzögerte sich die Reise in den Norden aber noch ein bisschen, da Marita krank wurde. Um sich in Bangkok nicht zu Tode zu langweilen mussten sich die beiden Männer beschäftigen. Also starteten sie einen Tagesausflug nach Ayuthaya, der ehemaligen Hauptstadt von Thailand. Das historische Zentrum dieser Stadt befindet sich beim Zusammenfluss mehrerer Flüsse auf einer Insel. Diese geniale Lage bot zum einen Schutz vor Überfällen und zum anderen erleichterte es den Handel, da Waren leichter transportiert werden konnten. Von 1350 bis 1767 florierte die Stadt und wurde zu einem der größten wirtschaftlichen und kulturellen Zentren in Südostasien. Das führte natürlich auch dazu, dass sich einige Nachbarländer für die Stadt interessierten. Nach einem zweijährigen Krieg mit Burma fiel Ayuthaya und die Königsfamilie musste flüchten. Von der großen Hauptstadt sind heute nur noch alte Ruinen und Tempel übrig, die inmitten gepflegter Parks und Grünanlagen stehen. Das moderne Ayuthaya ist rundherum gewachsen. Kevin war fasziniert von all den alten Tempeln, Chedis und Palästen. Martin, den Tempel und alte Steine eigentlich überhaupt nicht interessieren, trottete ihm brav nach – eine Angewohnheit, die er in der gesamten Zeit, die wir gemeinsam reisten beibehalten hat - „Mir is gleich…i renn eich nooch!“
Als es Marita dann endlich wieder etwas besser ging (und uns allen Bangkok schon so RICHTIG zum Hals raus hing), ging es mit dem Übernachtzug nach Chiang Mai. Wir gönnten uns einen Schlafwagon und schwelgten im Luxus. Reisen und zugleich in einen eigenen gemütlichen Bett schlafen – einfach irre!
Chiang Mai ist DAS Backpackerzentrum im Norden Thailands. Von hier aus kann man alle möglichen Touren und Ausflüge buchen. Da wir auf so was aber verzichten gab es für uns, außer ein paar netten Tempeln und einer alten Stadtmauer nicht viel Sehenswertes. Also kosteten wir uns durch den Markt, machten kurzes Sightseeingprogramm und verzogen uns dann in die ruhigere Ortschaft Pai.
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