Da die USA eine Autofahrernation sind, ist der Nationalparkseingang natürlich 7 Meilen vom Grand Canyon weg und öffentlichen Transport gibt es keinen. Da Autostoppen im Nationalpark auch noch verboten ist schafften wir es an diesem Tag nicht mehr bis zum großen Graben.
Wir campten gratis eine Nacht im National Forest und marschierten dann entlang eines Teilstücks des Arizonatrails in den Park hinein. Dort organisierten wir uns einen Campplatz und machten uns auf den Weg zum Canyon. An der Kante angekommen sahen wir hauptsätzlich Wolken und ein bisschen steile Felswand. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt. Als es dann auch noch zu schneien begann, fanden wir heraus, dass wir ein völlig falsches Bild vom Grand Canyon hatten. Auf Fotos sieht man immer nur Wüste - und Wüste sollte doch heiß und trocken sein? Aber wenn man logisch nachdenkt: ...der Canyon ist über eine Meile (1,6km) tief, oder besser gesagt hoch. Der Colorado River, der an seiner tiefsten Stelle fliesst hat noch einige hundert Meilen bis zum Meer. Das ganze ergibt dann eine Seehöhe von über 7000 Fuss (mehr als 2300m) – Also: Wüste war richtig, aber mit trocken und warn ist da so früh im Jahr gar nichts!
Als der leichte Schneefall in einen Schneesturm überging verzogen wir uns in die geheizte Cafeteria und verharrten dort bei Refill-Kaffee und Wi-Fi bis zur Sperrstunde. Dann hieß es ab ins Zelt. Der Wetterbericht hatte für diese nacht -7 Grad gemeldet und wir haben nur unsere Sommerschlafsäcke. Auf der Suche nach wärmendem Material entschieden wir gegen die zu teuren Decken, Schlafsäcke und Rettungsdecken im Souvenirladen und machten es stattdessen wie die Obdachlosen. Wir investierten 50 cent um die Zeitungsbox aufzukriegen und deckten uns mit genügend Isoliermaterial ein. Zurück beim Zelt mussten wir dieses erst einmal von Eis und Schnee befreien bevor wir mit der großen Ausstopfaktion beginnen konnten. Wir zogen uns alles an was wir hatten und füllten dann die äußeren Lagen mit Zeitungspapier – Ein Gefühl als hätte man einen Schianzug an, aber hey! Wir haben überlebt!
Am nächsten Tag war das Wetter und die Sicht eindeutig besser! WOW!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich glaube, wir lassen die Fotos einfach für sich sprechen, auch wenn ein Foto dieses Gefühl nicht wiedergeben kann. Hier merkt man erst wir klein man eigentlich ist – nein winzig...nein futziwutziklein....oder so.
Da wandern in den USA „sehr gefährlich“ ist braucht man für Übernachthikes ein Backcountry-Permit und weiss ich was für Registrierungen. Deshalb haben wir es bei Tageshikes belassen und flohen, nachdem wir alles gesehen hatten, so schnell es ging ins wärmere Tiefland.
Am ersten Tag schafften wir es nur bis Williams, wo wir in einem Trailerpark netterweise im geheizten Waschraum schlafen durften. Da „unsere“ Auffahrt am nächsten Morgen von einem alten Tramp belegt war und er meinte er warte durchschnittlich 1-3 Tage auf eine Mitfahrgelegenheit, beschlossen wir es nicht auf den Spruch auf seinem Pappendeckel ankommen zu lassen („Need a miracle“ – „Ich brauche ein Wunder“) und marschierten die paar Meilen zur nächsten Auffahrt.
Nach 20 Minuten an der Rampe kam dann UNSER „miracle“ in Form eines bunt bemalten Schulbusses voller Studenten aus Los Angeles. So brauchten wir wieder einmal statt geplanten 3 Tagen nur einen.
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