Anders als andere mittelamerikanische Länder ist El Salvador nicht so sehr wegen seiner Natur und Landschaft interessant, sondern eher wegen seiner Geschichte. Deshalb erst mal ein kurzer Überblick:
Seit seinem Bestehen wurden die Bewohner des Landes von Krisen geplagt. Militärdiktaturen, Bürgerkriege und Revolutionen gaben sich praktisch die Klinke in die Hand. Beim Indianeraufstand 1932 griff die Regierung hart durch und ließ Indigenas oder indigen aussehende Menschen wahllos ermorden. Insgesamt wurden damals 30 000 Menschen wegen ihrer Abstammung niedergemetzelt. Und das war kein Einzelfall.
Die Geschichte El Salvadors setzt sich genauso fort. Immer wieder kam es zu Massakern, so genannte Todesschwadrone entführten, folterten und ermordeten auch in den folgenden Jahren tausende Regierungsgegner. In den 1970er Jahren stieg die Unzufriedenheit mit der Militärdiktatur und es bildeten sich immer mehr Guerillaorganisationen Als dann 1980 der sozial engagierte, linksgerichte Erzbischof Romero während er eine Messe hielt von Regierungstruppen ermordet wurde, kam es zum Buergerkrieg der bis 1992 andauerte und 75 000 Todesopfer forderte. Wie immer bei mittelamerikanischen Krisen hatte auch hier die US-Regierung ihre Finger im Spiel. Sie unterstützte mit gesamt 6 Mrd. ! Dollar die Regierung und bildete sogar ihre Killerkommandos aus…
Auf den ersten Blick scheint sich El Salvador heute wieder erholt zu haben. Der Konsum in der Hauptstadt boomt und alles glitzert und glänzt in den guten Vierteln…Man sieht aber nicht deshalb Schmuck, neueste Handymodelle und teure Autos auf den Straßen weil die Wirtschaft im Land so boomt, sondern weil viele Tausend Salvadorianer in den Staaten (legal oder illegal) arbeiten und das Geld (insgesamt 3 Milliarden US$ jedes Jahr) an die Familie nachhause schicken.
Einige dieser „hermanos lejanos“ (Brüder in der Ferne) rutschten aber im Laufe der Zeit in die Kriminalität ab und gründeten eine der größten Latinogangs in den USA – die Mara Salvatrucha. Aufgrund des neuen Ausweisungsprogramms der Staaten werden Kriminelle, die in Gangverbrechen verwickelt sind, in ihr Heimatland abgeschoben. Damit ist das Problem aber nicht beseitigt. Die illegalen Geschäfte gehen weiter, eben nur wo anders…
Man darf sich so eine Gang nun aber nicht als kleine Rowdiegruppe vorstellen – Salva Trucha hat über ganz Mittelamerika verteilt inzwischen über 100 000 Mitglieder und mischt am internationalen „Markt“ mit Mafia und Co groß mit.
Politik und Polizei haben aber nichts aus ihrer Geschichte gelernt und versuchen das Problem mit der altbekannten Methode zu lösen - Gewalt mit mehr Gewalt beantworten. Es gab die Regierungscampagne mit dem Namen „Mano Dura“ (harte Hand) und da die nicht funktioniert hat nun das neue Programm: „Super Mano Dura“
So ist und bleibt El Salvador eines der heißesten Pflaster in Mittelamerika – 10 Morde pro Tag sprechen für sich…
Wir haben gerade festgestellt, dass wir El Salvador nun so dargestellt haben, dass dort sicher keiner mehr hinfahren will. Damit tun wir dem Land aber unrecht. Es ist im Alltag bei weitem nicht so schlimm wie es in den Statistiken aussieht. Die Salvadorianer sind sehr offene und freundliche Menschen und wenn man sich nicht gerade in den Vororten der Großstädte aufhält ist das Land für den Standardtouristen wahrscheinlich nicht gefährlicher als Honduras oder Nicaragua.
Man versäumt auf jeden Fall etwas, wenn man in Mittelamerika reist und El Salvador auslässt….Pupusas zu Beispiel ;-)
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