Beim Lesen unseres Reiseführers waren wir über einen Nebensatz gestolpert, in dem uns die Wörter „semimystische Höhlen“ und „praktisch unerforscht“ sofort ins Auge stachen. Da unser schlaues Büchlein leider nicht mehr Info hergab, versuchten wir unser Glück im Internet und fanden…..NICHTS! ...was das Ganze noch viel interessanter machte…Sämtliche Information, die wir hatten war, dass es in San José de Bocay einen Guide namens Henry Taylor gibt, der uns zu den Höhlen von Tunowalán bringen kann.
Nach 2 Tagen Holperbusfahrt kamen wir dann endlich in Bocay an und mussten feststellen, dass keiner dort einen Henry Taylor zu kennen schien und selbst zu den Höhlen konnte uns keiner genaue Angaben machen. Nach langem Suchen fanden wir endlich einen leicht dümmlichen Parkranger, der sich bereit erklärte uns für 50 US$ zu den Höhlen zu führen. So ging es für uns nach einer Nacht in einem Verschlag von Hotelzimmer auf der Ladefläche eines LKWs weiter Richtung Ayapal. Auf dieser Strecke gibt es keine Brücken mehr, weshalb die Fahrtzeit, je nach Flussstand, zwischen 4 Stunden und 2 Tagen betragen kann. Nach 8 Stunden erreichten wir in Ayapal dann das Ende der „Straße“. Von hier geht es nur noch zu Fuß oder per Boot weiter. Zuerst mussten wir aber noch ein paar Hände schütteln. Wie VIPs wurden wir durch den Ort geführt und dem Bürgermeister, dem Polizeichef, dem Indigenachef und dem Militär vorgestellt. Von diesen vier brauchten wir nämlich die Erlaubnis um unseren Trip starten zu können. Da sich in der Gegend gerade Banditen herumtreiben mussten wir auch noch eine Polizei- oder Militäreskorte zum Schutz mitnehmen. Da aber noch nicht ganz klar war wer das übernehmen sollte bzw. wie wir jetzt genau zu den Höhlen gelangen sollten (unser Guide stellte sich als immer unqualifizierter heraus) trafen wir uns am Abend an jenem Ort an dem alle wichtigen Entscheidungen in Ayapal getroffen werden – dem Dorfbeisl.
Hier im Norden herrschen noch andere Sitten. Die Lebensbedingungen sind sehr simpel. Strom gibt es nur wenige Stunden am Tag und fließendes Wasser so gut wie nirgends. Die Kinder spielen im Schlamm vor dem Haus und die Schweine schlafen im Wohnzimmer. Ein richtiger Mann braucht mindestens einen Gaul, Sporen auf den Gummistiefeln und einen Colt (oder zumindest eine Machete). Wenn er auf ein Bier geht parkt er das Pferd vor seinem Stammlokal und ist froh, wenn er ein paar Stunden später wieder herauskommt, dass sich zumindest das Pferd an den Nachhauseweg erinnert – Autopilot sozusagen.
In genau so einem Beisl handelten wir uns mit dem Bürgermeister, dem Militärchef und noch ein paar anderen aus, wie wir am nächsten Tag zu den Höhlen kommen würden. Im Tausch gegen ein paar Gallonen Diesel brachte uns ein Miskito-Indianer in seiner völlig überladenen Zille über einen reißenden Dschungelfluss in die Nähe der Höhlen. So startete unsere kleine Expeditionsgruppe, die inzwischen aus uns, dem Parkranger, einem lokalen Bauern (unser Guide kannte den Weg nicht!!!) und einer schwerbewaffneten 2-Mann-starken Militäreskorte bestand, den Marsch durch den Dschungel zu den Höhlen.
Nachdem wir endlich am Ziel angekommen waren und die Soldaten die Höhle gecheckt hatten konnten wir nach Lust und Laune die Höhlensysteme erkunden und herumkraxeln. Wir fanden sogar Höhlenmalereien…Es ist schon cool, wenn man irgendwo im nirgendwo mitten im Dschungel in irgendwelchen halberforschten Höhlen herumklettern kann. Vergiss Abenteuertourismus – Stürz dich ins Abenteuer!!!
Zurück in Ayapal erfuhren wir, dass wir angeblich die ersten Touristen sind, die sich hierher verirrt hatten. Es waren zwar schon Wissenschaftler und Entwicklungshelfer hier, aber noch niemand, der sich die Gegend einfach nur so zum Spaß anschauen wollte.
So kehrten wir nach einer abenteuerlichen Woche absolut nicht erholt nach León zurück um mit unserer Arbeit bei Quetzaltrekkers zu beginnen.
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