Während Luang Prabang das Pflichtziel für Kultur- und Pauschaltouristen ist, ist Vang Vieng DER Abenteuerspielplatz für die junge Backpackerszene. Rund um die Stadt gibt es unzählige Höhlen und Flüsse, die man erkunden könnte. Dennoch kommt der Großteil der Besucher wegen dem berühmten Tubing-Abenteuer….Naja, so klang es jedenfalls im Reiseführer. Das „Abenteuer“ besteht nämlich darin, sich in einem Lastwagenschlauch den Fluss runter treiben zu lassen und bei jeder der unzähligen Bars am Ufer anzulegen und sich vollaufen zu lassen. Die Bars haben dann auch noch alle möglichen Riesenschaukeln und Guerillarutschen mit denen sich die meist massiv besoffenen Tuber in den Fluß (oder auf die Felsen) katapultieren. Viele der Kandidaten schaffen es am Fluss nicht einmal bis zurück nach Vang Vieng, sondern lassen sich wieder mit dem Tuktuk zurückfahren…entweder weil sie zu besoffen oder verletzt sind! In Vang Vieng angekommen torkeln und humpeln die meist mit Neonfarben beschmierten Überlebenden dann halbnackt und grölend durch das einst ruhige und verschlafene Lao-Dorf…Auf so einen feuchtfröhlichen Spaß verzichteten wir gerne.
Das Hostel, in dem wir abgestiegen waren, wird von einem Australier betrieben, der, wie sich herausstellte, im gleichen Meditations-Retreat gewesen ist wie wir (Sean war für 10 Tage Kevins Nachbar zwei Zellen weiter, aber bei so viel In-sich-gekehrt-sein während des gesamten Retreats hätte ihn Kevin fast nicht wieder erkannt…vielleicht war es aber auch nur der fehlende Vollbart). Er erzählte uns von einem Freund, der ein Grundstück außerhalb von Vang Vieng besitzt, das er zu einem Campingplatz ausbauen möchte. Dort könnten wir, wenn wir wollten, im Austausch für ein bisschen Arbeit gratis campen und ein paar ruhige Tage am Fluss verbringen. Wir waren sofort begeistert. Zum einen, weil uns die ganze Partyszene in Vang Vieng sowieso auf die Nerven ging und zum anderen, weil wir unseren laotischen Dschungel schon wieder vermissten.
So packten wir unsere Rucksäcke, kauften am Markt Essensvorräte für ein paar Tage und marschierten (in der Mittagshitze, weil uns Frühstückskaffee, Rucksackpacken und Einkaufen etwas aufgehalten hatten) hinaus zu „Nate´s Garden of Eden“. Dieses Stück Dschungel ist ca. 6km außerhalb von Vang Vieng und um hinzukommen muss erst den Fluss durchwaten. Dafür hat man dann wirklich seine Ruhe.
Wir richteten uns sofort häuslich ein und obwohl wir keine direkte Aufgabenverteilung machten funktionierte alles sofort wie von selbst. Marita hatte das Camp über und sorgte für das leibliche Wohl der Truppe. Kevin und Martin rückten dem Dschungel zu Leibe, hackten Baumstümpfe um, verbreiterten die Wege und entfernten Unterholz. Mehrere Stunden am Tag schwangen die beiden die Macheten, holzten um und verbrannten das ganze Zeug anschließend. Kevin konnte dem Pyromanen in sich freien Lauf lassen und hatte den größten Spaß dabei meterhohe Flammen zu produzieren. Nebenbei fand er zufällig heraus dass man mit großen Bambusstücken Böllerschießen kann und hatte einen Riesenspaß beim Feuerwerken! Wenn man nämlich ein unbeschädigtes Segment von einem ca. 5cm starken Bambus ins Feuer legt dann verdampft die Feuchtigkeit die drinnen eingeschlossen ist und es entsteht Druck. Da der Druck nicht aus kann und so ein Bambus ganz schön stabil ist gibt’s irgendwann einen gewaltigen Rumps!!! Hihi!!!!
Mit der Hitze, die der Glutstock dieses Sonnwendfeuers am Ende des Tages hatte, hätte man Eisen schmieden können!
Natürlich kamen wir aber auch ein bisschen zum Ausspannen, im Fluss baden und basteln. Martin kreierte so zum Beispiel einen kleinen Bambustisch, der den Gemütlichkeitsfaktor des Camps um ein vielfaches hob. Die beiden Männer starteten auch mehrere Versuche unseren vegetarischen Speiseplan um etwas Dschungelfleisch aufzupeppen. Auf die Rattenfallen, die wir im Schuppen gefunden hatten fielen diese schlauen Viecherl nämlich schon lange nicht mehr herein. Deshalb versuchten sie es auch noch mit einer selbst gebastelten Schlagfalle und einigen Schlingen. Leider blieb uns unsere gegrillte Dschungelratte versagt…
Die Tage im Camp vergingen wie im Flug und abgesehen von ein paar laotischen Reisbauern oder Jägern, die gelegentlich vorbeikamen und völlig verwundert waren so weit draußen Weißnasen zu sehen, hatten wir die totale Ruhe.
Leider war unser Lao-Visum am Auslaufen und wir wollten Vientiane, die Hauptstadt auch noch sehen. Deshalb mussten wir nach 5 Tagen leider wieder zurück in die Zivilisation.
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