Von Bend aus war es kein Problem einen Lift zu kriegen. Die Leute in Oregon sind super hilfsbereit und nehmen dich schnell mal mit, nur fahren sie meist nicht weit. So wechselten wir alle halbe Stunde das Auto und lernten so einige schräge Typen kennen – vom Althippie, der am liebsten nach Belize auswandern würde bis zur verkaterten Mittvierzigerin, die ihren geliebten Hund vor den Unkrautvernichtungsmittelattacken ihres Nachbarn beschützen muss war so manches dabei...
Beim 5. Lift machten wir dann einen gravierenden Fehler – nur weil Straßen auf der Karte gleich groß aussehen, heißt das nicht, dass sie es in Wirklichkeit auch sind. Als wir in dem kleinen Nest Antelope unsere Rucksäcke vom Pickup luden merkten wir, dass wir das besser schon vor 15km bei der Highwaykreuzung gemacht hätten. Auf diesem Nebenhighway war nämlich null Verkehr. Als wir durch den „Ort“ (ca. 5 Häuser) marschierten kamen wir mit einem Alteingesessenen ins Gespräch, der uns erzählte, dass hier pro Tag so ca. 5 Autos durchfahren. Der größere Highway geht durch die 8 Meilen entfernte Ortschaft Shaniko und bis dahin geht’s nur bergauf…
Wir verabschiedeten uns freundlich und starteten unseren vermeintlich mehrstündigen Fußmarsch. Schon nach wenigen Minuten hörten wir jedoch hinter uns einen Pickup hupen und der nette Herr mit dem wir eben noch gequatscht hatten meinte, er müsste sowieso noch nach Shaniko was einkaufen und könnte uns mitnehmen…Das mit dem Einkaufen war sicher nur eine Nebensache – er wollte höchstwahrscheinlich nur der sein, der was aufregendes zu erzählen hat, wenn sich schon mal zwei Backpacker in so ein Nest wie Antelope verirren…
So standen wir kurz darauf in Shaniko und streckten unsere Schilder (eins mit „NORTH“ und eins mit einem Smiley) den wenigen vorbeifahrenden Autos entgegen.
Nach ca. einer Stunde blieb dann ein Pickup in die Gegenrichtung stehen und fragte uns ob wir nach Norden wollten. Es stellte sich heraus, dass Nate, der Fahrer des Pickups schon 5 Meilen an uns vorbei war, als er sich doch entschied uns mitzunehmen und noch mal umdrehte. – „I liked your smiley-sign!“
Mit ihm kamen wir dann wirklich weit. Er war auf dem Weg zu seinen Eltern, die im Bundesstaat Washington ca. 40 Meilen vor der kanadischen Grenze wohnen. Dort angekommen wurden wir gleich mal von den Eltern unter die Fittiche genommen. Sie luden uns zum Abendessen ein und richteten gleich das Gästebett im Keller für uns her. Nach gutem mexikanischen Essen und einer heißen Dusche fielen wir hundemüde und glücklich (nicht in der Schweinekälte campen zu müssen) auf die ausziehbare Couch.
Am nächsten Morgen gab’s noch Frühstück und Nate´s Vater drückte uns ein Kilo Räucherlachs in die Hand – als Wegzehrung. Da auf der Straße nicht viel Verkehr ist und Nate sowieso Urlaub hatte brachte er uns noch bis zum Grenzposten. Einfach irre, wie nette Leute es gibt!!!
Wir hatten an der Grenze noch nicht einmal unsere Rucksäcke abgeladen, da stand schon der amerikanische Grenzer da und fragte harsch was wir leicht hier wollten. „Ähhh, das ist ein Grenzübergang, oder?“ …Naja, Amis kriegen immer einen Stress, wenn Menschen mit Fahrzeugen unterwegs sind…nur Obdachlose und Assoziale gehen zu Fuß…
Nachdem alle Grenzformalitäten erledigt waren begannen wir unseren Kanadaaufenthalt gleich mit einem „Walk in the woods“. Der Grenzübergang ist SO am A… der Welt, dass wir nicht auf ein Auto hoffen konnten und so die 10km bis zur größeren Straße marschieren wollten. Dank unserem Stopperglück saßen wir aber schon nach einer halben Stunde in einem Pickup, der uns bis zur Kreuzung mitnahm.
Und schon nach 10 Minuten an der Kreuzung saßen wir in einem Truck, der uns die 550km bis Calgary mitnahm. Der Trucker war ein kleiner Inder, der uns mitgenommen hatte um nicht wegzupennen, da er schon 10 Stunden hinter dem Steuer saß. Er beschwerte sich über die schlechten Straßenverhältnisse hier im Süden Kanadas – normalerweise haut er den Tempomat rein, setzt sich im Schneidersitz hin und dreht die indische Musik auf volle Lautstärke auf…
Nach 6 oder 7 Stunden kamen wir dann endlich in Calgary an. Das Wetter war hier ein „bisschen“ schlechter als im frühsommerlichen Oregon. Bei Schneesturm und einer Sicht von 200m stiegen wir bei einem Truckstopp im Norden der Stadt aus.
Hier hatten ein paar Trucker Mitleid mit uns und ließen uns in den nur für Trucker reservierten Pausenraum, von wo aus wir Karl und Sally anriefen und dann auf sie warteten.
Kaum zu glauben, dass wir die Strecke, für die wir eine Woche eingeplant hatten in nur 2 Tagen geschafft hatten!
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